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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 36.1915

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Esswein, Hermann: Frühjahrs-Ausstellung der neuen Münchner Secession
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https://doi.org/10.11588/diglit.8676#0097

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Frühjahrs-Ausstellung der Neuen Münchner Secession.

WERNER SCHMIDT- MÜNCHEN. »ERLEBNIS DES ANGIULIERI« BES: FR. PALLENBERG—ROM.

Melzer bleibt trotz dieser monumentalen Ent-
gleisung eines unserer stärksten Wandmaler-
talente, das bei regen Wechselbeziehungen
mit einem ähnlich gestimmten Kunstgewerbe
höchst segensreich zu wirken vermöchte.

Die bildhauerischen und graphischen Dar-
bietungen der Ausstellung müssen mit den hier
abgebildeten kennzeichnenden Proben für sich
selber sprechen, denn die kurze Dauer der
Ausstellung erlaubte mir nicht ein ausreichend
begründetes Urteil festzulegen.

Jedem Unparteiischen wird dieser Aufsatz
und die als Maßstab des künstlerischen Niveaus
vom Herausgeber gewählten Abbildungen, die
ihn begleiten, den Eindruck geben, daß die im
Frühjahr 1915 betätigten Bestrebungen der
Neuen Münchner Secession, die im einzelnen so
wenig ästhetisch unfehlbar ist wie jede andere
Ausstellergruppe, in keiner Weise gegen die
Sittlichkeit, den in Kriegszeiten gebotenen Takt
und gegen die gesunde Vernunft verstoßen ha-
ben, was alles den Ausstellern zum Teil in ge-
hässiger Form und ohne den leisesten Versuch

einer sachlichen Begründung von Seiten der
Gegner vorgeworfen wurde. Verfehlt wäre es,
dem Terrorismus dieser Gegner irgendwelche
Zugeständnisse zu machen, noch verfehlter aber,
ihn durch die polemische Betonung der extrem-
sten Note unserer neuzeitlichen Kunstbestre-
bungen herauszufordern. Nicht die Kampfrufe
der ästhetischen Fraktionen, sondern die stille
Arbeit der Werkstätten entscheidet über die Zu-
kunft unserer Kunst. HERMANN ESSWEIN-MÜNCHEN.
£

In einer großen Kunst- und Künstlerstadt gibt's Par-
teien und die besten Leute, wenn sie einer Partei-
fahne folgen, saufen Unrecht wie Wasser, wie schon
Hiob sagt, und schütten das Kind mit dem Bade aus.
Es ist ja bei uns Malern auch so, und ich bin froh,
daß ich, wie ich glaube, einen Standpunkt über den
Parteien gefunden habe. Ich weiß, was die Kunst
ist, und was sie fordert, freue midi ihrer vielfachen
Abstufungen und Richtungen, kenne ihre Verirrungen
und Abwege, und begnüge midi freudig mit dem
Winkelchen, wo mir meine Stellung angewiesen ist,
mögen sie Andere über- oder untersdiä^en, das madit
midi nicht irre. Ludwig Richter (6. November 1855).

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