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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 36.1915

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Raphael, Max: Die Wertung des Kunstwerkes
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https://doi.org/10.11588/diglit.8676#0104

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PROFESSOR B. BLEEKER—MÜNCHEN,

GEMÄLDE »HERRENBILDNIS«

objektive Deckung fragmentarisch ist, weshalb
mit jedem Wechsel der Kunstanschauungen ein
Kampf um diese Scheindeckungen beginnt, ein
Kampf, der das völlig Unbefriedigende des sub-
jektiven Brauchbarkeitsurteiles nur spärlich
verbirgt. Denn: „Das Schöne gefällt nicht
bloß dem Individuum, sondern der Gattung,
und ob es gleich nur durch seine Beziehung auf
sinnlich vernünftige Wesen Existenz erhält, so
ist es doch von allen empirischen Bestimmungen

der Sinnlichkeit unabhängig und es bleibt das-
selbe, auch wenn sich die Privatbeschaffenheit
der Subjekte ändert." (Schiller.)

Wie aber soll man über das völlig Individuelle
einer jeden Kunstbeurteilung hinauskommen?
Wie kann sich das Einzelurteil als allgemein-
gültig legitimieren? Offenbar wenn es ihm ge-
länge, zahlenmäßig zu erweisen, daß alle Men-
schen so denken, daß das Urteil also nicht mehr
ein individuelles, sondern ein soziologisches,

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