Die Wertung des Kunstwerkes.
erst wenn die Wissenschaft diese Aufgabe ge-
löst hat, wird es möglich sein, der wahrhaft
kulturlosen Anschauung, als ob die Kunst nur
dem Vergnügen diene, nur ein freudiges An-
hängsel an den notwendigen Lebensforderungen
sei, entscheidend entgegenzutreten. Bis dahin
wird — wie vor dem Auftreten Kants dem Skep-
tizismus — jeder beliebigen Anfeindung und
Vernachlässigung, jeder sensualistischen Herab-
setzung oder mystischen Überspannung Tor
und Tür geöffnet sein. Wenn sich aber die
Notwendigkeit des Schaffensprozesses selbst
— in der Möglichkeit einer objektiven Beur-
teilung des Kunstwerkes offenbaren wird, dann
wird sich auch zeigen, daß im Künstler wie
in der Kunst nicht eine vergnügliche Zufällig-
keit des Daseins, sondern die höchste Würde
des Menschen liegt........ max Raphael.
Unsere Erfahrungen dessen, was schön sei, kann
wohl der Verstand zu einer summa, einem
Begriff zusammenstellen, nicht aber kann die Ver-
nunft in ihnen ein gemeinsames Resultat, die Idee
erfassen. Der Künstler steht vor der Aufgabe, diesen
Sinn der Natur aufzufassen und auszudrücken. Er
soll nicht das sogenannte Natürliche zu gemeiner
Täuschung suchen, sondern Werke schaffen, die die
höchste Wahrheit, aber keine Spur von Wirklich-
keit haben............. Goethe-Ectccrmann.
£
Die Gesinnung macht den Menschen und der Mensch
macht den Künstler. Nicht weniger wie die Vor-
züge beruhen hierauf die Fehler des Künstlers. — —
Wer lange betrachtet, genau beobachtet, auf das
Innere, den Kern der Gegenstände einzugehen sich
bemüht, sieht und erfährt mehr, als wer Vielerlei sieht
und von flüchtigen Eindrücken lebt. Er erlebt mehr und
behält geistige Energie, Selbständigkeit sich innerlich
frei zu wissen von den Außendingen. Ludwig Richter.
BILDHAUER EDWIN SCHARFF - MÜNCHEN. »BILDNIS IN TERRAKOTTA«
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erst wenn die Wissenschaft diese Aufgabe ge-
löst hat, wird es möglich sein, der wahrhaft
kulturlosen Anschauung, als ob die Kunst nur
dem Vergnügen diene, nur ein freudiges An-
hängsel an den notwendigen Lebensforderungen
sei, entscheidend entgegenzutreten. Bis dahin
wird — wie vor dem Auftreten Kants dem Skep-
tizismus — jeder beliebigen Anfeindung und
Vernachlässigung, jeder sensualistischen Herab-
setzung oder mystischen Überspannung Tor
und Tür geöffnet sein. Wenn sich aber die
Notwendigkeit des Schaffensprozesses selbst
— in der Möglichkeit einer objektiven Beur-
teilung des Kunstwerkes offenbaren wird, dann
wird sich auch zeigen, daß im Künstler wie
in der Kunst nicht eine vergnügliche Zufällig-
keit des Daseins, sondern die höchste Würde
des Menschen liegt........ max Raphael.
Unsere Erfahrungen dessen, was schön sei, kann
wohl der Verstand zu einer summa, einem
Begriff zusammenstellen, nicht aber kann die Ver-
nunft in ihnen ein gemeinsames Resultat, die Idee
erfassen. Der Künstler steht vor der Aufgabe, diesen
Sinn der Natur aufzufassen und auszudrücken. Er
soll nicht das sogenannte Natürliche zu gemeiner
Täuschung suchen, sondern Werke schaffen, die die
höchste Wahrheit, aber keine Spur von Wirklich-
keit haben............. Goethe-Ectccrmann.
£
Die Gesinnung macht den Menschen und der Mensch
macht den Künstler. Nicht weniger wie die Vor-
züge beruhen hierauf die Fehler des Künstlers. — —
Wer lange betrachtet, genau beobachtet, auf das
Innere, den Kern der Gegenstände einzugehen sich
bemüht, sieht und erfährt mehr, als wer Vielerlei sieht
und von flüchtigen Eindrücken lebt. Er erlebt mehr und
behält geistige Energie, Selbständigkeit sich innerlich
frei zu wissen von den Außendingen. Ludwig Richter.
BILDHAUER EDWIN SCHARFF - MÜNCHEN. »BILDNIS IN TERRAKOTTA«
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