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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 36.1915

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Graber, Hans: Maler Hans Sturzenegger, Schaffhausen
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https://doi.org/10.11588/diglit.8676#0119

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H. STURZENEGGER-

SCHAFFHAUSEN.

»JAVANIN«

MALER HANS STURZENEGGER-SCHAFFHAUSEN.

Hans Sturzenegger stammt aus Zürich, lebt
aber seit langem in Schaffhausen. Man
pflegt ihn künstlerisch zur Zürcher Gruppe
schweizerischer Maler zu zählen und dem
Hodlerkreis zuzurechnen. Das erstere kann
man gelten lassen, nämlich soweit bei einem
persönlichen Künstler von Zugehörigkeit zu
einer bestimmten Richtung gesprochen werden
darf, das letztere aber kann nur mit bedingtem
Recht behauptet werden. Sturzenegger kommt
ursprünglich vom Karlsruher Kunstkreis her.
Er hat bei Kalckreuth studiert und war Meister-
schüler Hans Thomas. Seine Malerei bewegte
sich denn auch, bei aller Selbständigkeit, an-
fänglich in der Richtung dieser badischen Künst-
ler. Er hat da besonders malerisch weiche Land-
schaften gemalt, sehr zurückhaltend in der Farbe
und von schöner warmer Tonigkeit. Um das
dreißigste Lebensjahr — der Künstler ist 1875
geboren — tritt eine Wandlung ein. Es kommt
mehr Struktur, eine bestimmtere Zeichnung,
eine kräftigere Betonung des Konturs in die
Bilder, überhaupt eine ausgesprochenere de-

korative Haltung. Darin zeigt sich eine gewisse
Einwirkung Hodlers, aber, und das ist sehr
charakteristisch, des älteren Hodler, des Hodler
der achtziger und neunziger Jahre, nicht des
neueren. (Die gleiche Erscheinung findet sich
bei dem ebenfalls zur Zürcher Gruppe gehören-
den Ernst Würtenberger.) Die mehr altmeister-
lichen, malerisch tonigen früheren Werke des
Berners entsprachen den künstlerischen Ten-
denzen Sturzeneggers, nicht aber die späteren
kühleren, untonigen. Im wesentlichen jedoch
blieb er sich selber treu und bildete nach und
nach einen stark persönlichen selbständigen Stil
aus. Gleichzeitig trat die Landschaft vor dem
Figurenbild zurück.

Sturzenegger hat eine Vorliebe für das kleine
Format, ohne aber deswegen das große zu ver-
nachlässigen. Im kleinen intimen Bild liegt denn
auch seine besondere Stärke. Vor allem malt
er gern Toiletteszenen. Es ist das nicht zu-
fällig. Es ergibt sich da der künstlerisch reiz-
volle Gegensatz von Bekleidetem und Unbe-
kleidetem , der schöne Kontrast von hellen

XVIII. Mai 1915. 3«
 
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