HANS STURZENEGGER—SCHAFFHAUSEN.
»SCHLAFENDE CHINESIN«
Der Geschmack der Malerei kann wie der physische
gut oder übel gewöhnt werden, denn das Auge
gewöhnt sich wie die Zunge. Starke Getränke und
Speisen verderben den Geschmack, leichte Speisen
aber erhalten das zarte Gefühl der Zunge; eben so
ist es in der Malerei: übertriebene und überladene
Sachen verderben den Geschmack der Kunst, schöne
und einförmige gewöhnen das Auge zur zarten Füh-
lung. Daß es aber Menschen gibt, die nur von Über-
triebenem gerührt werden, kommt von ihrem groben
Intellektual- und Augengefühle; die aber das zu Kalte
lieben, haben das Gefühl insgemein gar zu zart.
Dieses findet sich sowohl bei Künstlern als Lieb-
habern...... Raphael Mengs.
Will ein Künstler etwas Schönes machen, so soll er
sich vornehmen, staffelweise von der Materie
aufwärts zu gehen, nichts ohne Ursache zu machen,
nichts Totes und Überflüssiges leiden; sein Geist soll
den Materien die Vollkommenheit zu geben suchen
durch die Wahl: die Vernunft soll über die Materien
herrschen, seine größte Bemühung soll sein die Ur-
sachen der Sachen zu bestimmen, und in seinem ganzen
Werke einer Hauptsache zu folgen; auf daß nur eine
Ursache der Vollkommenheit darin sei; und diese
Ursache wieder bis gegen den geringsten Teil der
Materie auszuteilen......... Raphael Mengs.
Das Verhältnis von Kunst und Natur: »WAS,
aufgegangen in WIE«....... Goethe.
109
»SCHLAFENDE CHINESIN«
Der Geschmack der Malerei kann wie der physische
gut oder übel gewöhnt werden, denn das Auge
gewöhnt sich wie die Zunge. Starke Getränke und
Speisen verderben den Geschmack, leichte Speisen
aber erhalten das zarte Gefühl der Zunge; eben so
ist es in der Malerei: übertriebene und überladene
Sachen verderben den Geschmack der Kunst, schöne
und einförmige gewöhnen das Auge zur zarten Füh-
lung. Daß es aber Menschen gibt, die nur von Über-
triebenem gerührt werden, kommt von ihrem groben
Intellektual- und Augengefühle; die aber das zu Kalte
lieben, haben das Gefühl insgemein gar zu zart.
Dieses findet sich sowohl bei Künstlern als Lieb-
habern...... Raphael Mengs.
Will ein Künstler etwas Schönes machen, so soll er
sich vornehmen, staffelweise von der Materie
aufwärts zu gehen, nichts ohne Ursache zu machen,
nichts Totes und Überflüssiges leiden; sein Geist soll
den Materien die Vollkommenheit zu geben suchen
durch die Wahl: die Vernunft soll über die Materien
herrschen, seine größte Bemühung soll sein die Ur-
sachen der Sachen zu bestimmen, und in seinem ganzen
Werke einer Hauptsache zu folgen; auf daß nur eine
Ursache der Vollkommenheit darin sei; und diese
Ursache wieder bis gegen den geringsten Teil der
Materie auszuteilen......... Raphael Mengs.
Das Verhältnis von Kunst und Natur: »WAS,
aufgegangen in WIE«....... Goethe.
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