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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 36.1915

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Georgii, Walter: Die Ausstellung der kgl. Akademie der Künste zu Berlin 1915
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https://doi.org/10.11588/diglit.8676#0191

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DIE AUSSTELLUNG DER KGL. AKADEMIE DER KÜNSTE
ZU BERLIN 1915.

Wer als Maler des Krieges einen Anspruch
auf ernsthafte Beachtung erheben will,
darf sich weder an der Freude des Rein-Male-
rischen erschöpfen, noch irgendwelche für das
Ganze belanglose Episoden rein illustrativ be-
handeln. Der Krieg ist die gewaltigste Ent-
faltung aller den menschlichen Daseinskampf
stützenden Naturkräfte. Seine Entladung und
Folgen sind dem nach Klarheit ringenden Ge-
hirn oft unfaßbar, nur das Gefühl ahnt mitunter
den Weg, den die entfesselten Kräfte nehmen
und den der Verstand nicht zu finden weiß.
Jede verstandesmäßige oder nach gewohnten
Regeln aufgebaute Erklärung würde banal und
leer klingen. Daher stößt auch die seit Kriegs-
beginn in unzähligen Publikationen sich breit-
machende zeichnerische und malerische Ge-
schwätzigkeit über Kampf und Sieg als hohle
Phrase, die von dem tiefsten Wesen des Krieges
nichts zu sagen weiß, jeden ernstlich nach künst-

lerischer Wahrhaftigkeit Suchenden ab. Ersteht
einem wertlosen Spiel mit Worten gegenüber.

Umso erfreulicher ist es, daß bereits in dieser
Zeit, wo noch mangelnde Distanz die künst-
lerische Verarbeitung der Erlebnisse erschwert,
einer unserer deutschen Maler die Kraft und
auch den Mut gefunden hat, mit bewunderungs-
würdiger Ehrlichkeit überzeugende Schilde-
rungen des Krieges zu geben. Dies erreichen
fast restlos die Zeichnungen und Aquarelle des
Königsberger Malers Ludwig Dettmann, die
uns die Ausstellung von Werken der Mitglieder
und Gäste der „Kgl. Akademie der Künste"
zu Berlin zugänglich macht und begreiflicher
Weise das Hauptinteresse der Besucher auf
sich lenkt. Professor Ludwig Dettmann war
als Kriegsmaler dem Oberkommando eines im
Osten kämpfenden Armeekorps zugeteilt. Die
Gelegenheit, als empfindender Künstler, un-
behindert durch die Ausübung irgend eines

XV,,!. junl 1915- 3

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