HERMANN F. A. WESTPHAL -BERLIN.
GEMÄLDE >STRANDLANDSCHAFT«
ZU DEN BILDERN VON F. A.WESTPHAL-BERLIN.
VON MALER MAX NEDMANN.
In Berlin gibt es neben vielen anderen Vereinen
auch Kunstvereine. Die Firmenschilder sind
verschieden; gemeinsam ist das Hauptziel:
gegenseitig sich zu befehden. Der technische
Ausdruck dafür heißt Kunstpolitik. Die wesent-
liche Aufgabe innerhalb dieser Vereine ist
Pflege des deutschen Vereinslebens, das im
Aufstellen von Paragraphen und Programmen,
Dogmen und Thesen ein reiches Betätigungsfeld
findet. Nichts wird hier nebensächlich behan-
delt; ausgenommen die Kunst.
In Berlin gibt es aber auch, so unglaublich
es klingen mag, einen kleinen Kreis von Künst-
lern, die von diesem Treiben genug und über-
genug haben und nichts anderes wollen als
fernab von allen Tendenzen ruhig nur ihrer
Kunst leben und sie in stiller ernster Arbeit
ausreifen lassen.
Zu diesem Kreis, dem die Kunst noch ein
Ungeteiltes ist, gehört auch Hermann F. A.
Westphal, und man wird gut tun, bei ihm einmal
die Berliner Kunst oder vielmehr das, was man
im allgemeinen darunter versteht, zu vergessen.
Wenn ich überlege, auf welche Weise ich
unter Verzicht des mir als schriftstellerischem
Laien nicht zu Gebote stehenden literarischen
Rüstzeugs den eigentlichen Wesenskern von
Westphals Kunst einem größeren Kreise sinn-
lich nahe bringen kann, muß ich notwendig auf
die alten deutschen und niederländischen Mei-
ster (die auch W.'s eigentliche Liebe sind) hin-
weisen; es bestehen hier Zusammenhänge.
Das ungebrochene kosmische Empfinden
dieser bewunderungswürdigen Künstler, das mit
der gleichen Liebe die fernsten unbedeutenden
Dinge ebenso wie die Hauptsache zur vollen-
deten Darstellung bringen ließ, war nur einer
Epoche unserer Kunst geschenkt; diese Stille
und Größe ist uns unwiderbringlich verloren.
Was aber von diesem Geist ein Mensch unserer
Zeit haben kann, das hat Westphal — er ist
ein durch und durch deutsch empfindender
Künstler. Unter allen meinen Kollegen kenne
ich keinen, der so wie er ringend sich bemüht,
der immer von neuem dasselbe Thema aufgreift
und mit fast fanatischer Leidenschaft zu durch-
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GEMÄLDE >STRANDLANDSCHAFT«
ZU DEN BILDERN VON F. A.WESTPHAL-BERLIN.
VON MALER MAX NEDMANN.
In Berlin gibt es neben vielen anderen Vereinen
auch Kunstvereine. Die Firmenschilder sind
verschieden; gemeinsam ist das Hauptziel:
gegenseitig sich zu befehden. Der technische
Ausdruck dafür heißt Kunstpolitik. Die wesent-
liche Aufgabe innerhalb dieser Vereine ist
Pflege des deutschen Vereinslebens, das im
Aufstellen von Paragraphen und Programmen,
Dogmen und Thesen ein reiches Betätigungsfeld
findet. Nichts wird hier nebensächlich behan-
delt; ausgenommen die Kunst.
In Berlin gibt es aber auch, so unglaublich
es klingen mag, einen kleinen Kreis von Künst-
lern, die von diesem Treiben genug und über-
genug haben und nichts anderes wollen als
fernab von allen Tendenzen ruhig nur ihrer
Kunst leben und sie in stiller ernster Arbeit
ausreifen lassen.
Zu diesem Kreis, dem die Kunst noch ein
Ungeteiltes ist, gehört auch Hermann F. A.
Westphal, und man wird gut tun, bei ihm einmal
die Berliner Kunst oder vielmehr das, was man
im allgemeinen darunter versteht, zu vergessen.
Wenn ich überlege, auf welche Weise ich
unter Verzicht des mir als schriftstellerischem
Laien nicht zu Gebote stehenden literarischen
Rüstzeugs den eigentlichen Wesenskern von
Westphals Kunst einem größeren Kreise sinn-
lich nahe bringen kann, muß ich notwendig auf
die alten deutschen und niederländischen Mei-
ster (die auch W.'s eigentliche Liebe sind) hin-
weisen; es bestehen hier Zusammenhänge.
Das ungebrochene kosmische Empfinden
dieser bewunderungswürdigen Künstler, das mit
der gleichen Liebe die fernsten unbedeutenden
Dinge ebenso wie die Hauptsache zur vollen-
deten Darstellung bringen ließ, war nur einer
Epoche unserer Kunst geschenkt; diese Stille
und Größe ist uns unwiderbringlich verloren.
Was aber von diesem Geist ein Mensch unserer
Zeit haben kann, das hat Westphal — er ist
ein durch und durch deutsch empfindender
Künstler. Unter allen meinen Kollegen kenne
ich keinen, der so wie er ringend sich bemüht,
der immer von neuem dasselbe Thema aufgreift
und mit fast fanatischer Leidenschaft zu durch-
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