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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 36.1915

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Eine Künstler- Wohn- und Arbeitsstätte: erbaut von Professor Franz Seeck
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https://doi.org/10.11588/diglit.8676#0363

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EINE KÜNSTLER-WOHN- UND ARBEITSSTÄTTE.

ERBAUT VON PROFESSOR FRANZ SEECK.

Das Haus, an der neuen, wohlgepflegten
Grunewaldgrenze der Domäne Dahlem
gelegen, gehört dem Bildhauer Professor Her-
mann Hosaeus. Es war hier auf einem ver-
hältnismäßig kleinen Grundstück das Problem
gegeben, Wohnhaus und Künstlerwerkstatt in
einen harmonischen Zusammenschluß zu stellen.
— Mit welcher klugen Bedachtsamkeit ist dieser
Grundriß gemacht und der Raum bis aufs
Äußerste ausgenutzt. Für das Atelier waren
besonders große Ausdehnungsmaße verlangt,
und da also hierfür ein bedeutender Teil der
Grundfläche beansprucht war, konnte diejenige
des Hauses, um die zulässige Bebauungsgrenze
nicht zu überschreiten, nur eine geringe sein.
Das Haus mußte vorwiegend in die Höhe ent-
wickelt werden, sodaß es mit dem Kellerge-
schoß vier Geschosse übereinander aufweist.
Um es nicht zu hoch erscheinen zu lassen, ist
das Dach sehr steil aufgeführt; die obersten
beiden Geschosse stecken ganz im Dach. Der
Dachansatz konnte daher ziemlich niedrig wer-

den. Die äußere Gesamterscheinung des Wohn-
baues ist von sehr poetischem Reiz, den eine
trauliche Insichgeschlossenheit in Verbindung
mit einer geruhigen Würde bedingt.

Der Atelierbau selbst ist ganz Zweckbeto-
nung. Es berührt zunächst eigentümlich, die
Atelierfenster nicht an der Front zu finden; da
sie aber die Nordseite beanspruchten, war es
unmöglich, sie frontal zu verwerten. Die fen-
sterlose Wand wird aber durch schattende
Baumgruppen zum Teil überschnitten und durch
Anpflanzungen verspricht sie im Laufe der Zeit
sehr reizvoll zu werden. Besonders zweckvoll
erscheint, daß das flache Dach des Atelier-
gebäudes als Gartenterrasse ausgebildet ist.
Auf der Rückseite ist bei den schrägen Atelier-
fenstern ein unorganisches Aufbrechen des
Daches ebenso vermieden, wie eine künstliche
Ausbildung der Glasflächen. Vom Baukünstler
wurde vielmehr der Charakter der alten Ge-
wächshäuser zum Vorbild genommen, die sich so
selbstverständlich in die Landschaft einpassen.

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