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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 36.1915

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Esswein, Hermann: Sommer-Ausstellung der Münchener Secession 1915
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https://doi.org/10.11588/diglit.8676#0394

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Sommer-Ausstellung der Münchener Secession igiß-

ben. Überreiche Abstufungen von Lehmbraun
und Schieferblau erfüllen diese erlesen behan-
delte, verblüffend lebendige Bildfläche. Dem
asketisch herben Kolorismus unseres seit Leibi
besten Bauernmalers entspricht eine ohne Ja-
ponismus japanische Schnittigkeit der Zeich-
nung. Dem talentvollen Burmester, der in
früheren Ausstellungen schon weiter war, der
aber auch diesmal ehrlich gearbeitet hat,
wünsche ich diese überlegene Klarheit und Ruhe
der Form. Daß seine Akte stark empfunden
und gestaltet sind, lehrt die Abbildung, ihre
Verbindung mit der umgebenden Landschaft
schien mir malerisch nicht ganz gelöst. Die
Arbeit schien mir geteilt zwischen Freilicht-
und Atelierarbeit. Hat man noch der tüchtigen
Landschaften von Felix Bürgers-Dachau und
J. Schmid-Fichtelberg sowie der immer siche-
ren und gefälligen Bildniskunst Fritz Rheins

(Berlin) gedacht, so bleiben der Betrachtung
nur noch die Gebiete der jüngeren Stilkunst,
die mit guten Leistungen vertreten ist, wenn
schon sie der ganzen Ausstellung ihr Gepräge
nicht aufzudrücken vermocht hat. Ist doch ge-
rade unsere jüngere Generation durch den Krieg
besonders stark in Anspruch genommen.

Die stärksten Werke unter den um neue
Formen Bemühten stammen diesmal von Karl
Schwalbach und Julius Hüther. Schwal-
bach ergibt sich bei zunehmender Verfeinerung
der Farbe einer immer deutlicher altmeister-
lichen Formenhaltung, die ihm weit besser steht,
als der frühere bizarr neuzeitliche oft geradezu
an das Variete anklingende Duktus. Sein Hei-
liger Sebastian ist nicht das größte, wohl aber
das beste der diesmal ausgestellten Bilder. Die
Konfiguration der drei Gestalten bildet ein
einheitliches und sehr schönes Ornament, das

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