Sommer-Ausstellung der Münchener Secession igiß-
ich bei E. R. Weiß mit Sympathie begrüße.
Mag er immerhin ein Eklektiker sein, er ist der
Feinsten einer, und so stark, keusch und selb-
ständig wie das Bildnis einer Berliner Bild-
hauerin (veröffentlicht im Juniheft 1914) war
lange mehr keine Arbeit von ihm. EugenSpiro
will ähnliches wie Weiß oder der uns allzu früh
genommene Weisgerber, aber mit weit geringe-
rer Anspannung. Seine Malerei bedeutet die
Verniedlichung des modernen Programmes. —-
Ob der Wille zur neuen Form Ludwig
Bock, den wir bisher als lebhaften Impressio-
nisten kannten, weiter, über das Äußerliche
hinaus, tragen wird, muß die Zeit lehren. Zum
mindesten der Farbenerscheinung nach hat seine
Kreuzigung als eine Verheißung zu gelten. Ich
lasse mich etwas schwer von raschen Wand-
lungen überzeugen und wäre ganz erst dann
zufrieden, wenn Bock in seinem neuen Wollen
so sicher und selbstverständlich wäre wie Al-
fred Sohn-Rethel in dem seinen: Da sieht
man eine ausgesprochene Vornehmheit des Ton-
gefühls der Freude an der Farbensensation zu
Hilfe kommen. Auch Walter Klemm, von
dem zwei rhythmisch stark schwingende fast
musikalisch suggestive Landschaften dahängen,
wohnt fest und sicher in dem Seinigen.
Eine nach den Grundsätzen der jüngeren
Schweizer nett aufgebaute Landschaft von Max
Bauer, eine geistreiche Studie (Flüchtlinge)
von Franz Reinhardt, Heinrich Schrö-
ders schön zusammengehaltener und tonfeiner
Ausblick über altertümliche Dächer, gute Bild-
nisse von W. Pechuel-Loesche und Fer-
dinand Herwig dürfen nicht übergangen wer-
den, und wohl in noch höherem Sinne beach-
tenswert sind neben Otto Dills ausdrucks-
vollen und malerisch stark einheitlichen Studien
Henry Niesties klare und offene in der Farbe
angenehm warme und eindringliche Stilleben.
Auch die talentvollen Arbeiten von Maria
Obermaier, Nelly von Seidlitz-Eichler
und Paula Fritsch sind nicht mit Still-
schweigen zu übergehen.
Die Abteilung der zeichnenden Künste ent-
hält manches kriegsaktuelle Blatt, das nicht so
wahr, echt und talentvoll ist wie Franz Klem-
mers aus dem Felde gesandte Augenzeugen-
eindrücke. Da kommt wieder einmal die allein
berechtigte Kriegskunst zu Wort, die flackernde
DR. LEOPOLD DURM - HOLZHAUSEN. GEMÄLDE »DAME MIT HUND«
XV11I. September 1915. 2
ich bei E. R. Weiß mit Sympathie begrüße.
Mag er immerhin ein Eklektiker sein, er ist der
Feinsten einer, und so stark, keusch und selb-
ständig wie das Bildnis einer Berliner Bild-
hauerin (veröffentlicht im Juniheft 1914) war
lange mehr keine Arbeit von ihm. EugenSpiro
will ähnliches wie Weiß oder der uns allzu früh
genommene Weisgerber, aber mit weit geringe-
rer Anspannung. Seine Malerei bedeutet die
Verniedlichung des modernen Programmes. —-
Ob der Wille zur neuen Form Ludwig
Bock, den wir bisher als lebhaften Impressio-
nisten kannten, weiter, über das Äußerliche
hinaus, tragen wird, muß die Zeit lehren. Zum
mindesten der Farbenerscheinung nach hat seine
Kreuzigung als eine Verheißung zu gelten. Ich
lasse mich etwas schwer von raschen Wand-
lungen überzeugen und wäre ganz erst dann
zufrieden, wenn Bock in seinem neuen Wollen
so sicher und selbstverständlich wäre wie Al-
fred Sohn-Rethel in dem seinen: Da sieht
man eine ausgesprochene Vornehmheit des Ton-
gefühls der Freude an der Farbensensation zu
Hilfe kommen. Auch Walter Klemm, von
dem zwei rhythmisch stark schwingende fast
musikalisch suggestive Landschaften dahängen,
wohnt fest und sicher in dem Seinigen.
Eine nach den Grundsätzen der jüngeren
Schweizer nett aufgebaute Landschaft von Max
Bauer, eine geistreiche Studie (Flüchtlinge)
von Franz Reinhardt, Heinrich Schrö-
ders schön zusammengehaltener und tonfeiner
Ausblick über altertümliche Dächer, gute Bild-
nisse von W. Pechuel-Loesche und Fer-
dinand Herwig dürfen nicht übergangen wer-
den, und wohl in noch höherem Sinne beach-
tenswert sind neben Otto Dills ausdrucks-
vollen und malerisch stark einheitlichen Studien
Henry Niesties klare und offene in der Farbe
angenehm warme und eindringliche Stilleben.
Auch die talentvollen Arbeiten von Maria
Obermaier, Nelly von Seidlitz-Eichler
und Paula Fritsch sind nicht mit Still-
schweigen zu übergehen.
Die Abteilung der zeichnenden Künste ent-
hält manches kriegsaktuelle Blatt, das nicht so
wahr, echt und talentvoll ist wie Franz Klem-
mers aus dem Felde gesandte Augenzeugen-
eindrücke. Da kommt wieder einmal die allein
berechtigte Kriegskunst zu Wort, die flackernde
DR. LEOPOLD DURM - HOLZHAUSEN. GEMÄLDE »DAME MIT HUND«
XV11I. September 1915. 2