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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 36.1915

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Esswein, Hermann: Sommer-Ausstellung der Münchener Secession 1915
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https://doi.org/10.11588/diglit.8676#0401

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Sommer-Ausstellung der Münchener Secession igi^.

Kunst. Das ganz allerliebst anmutige Negerin-
köpfchen der Renee Sintenis spricht wohl
auch in der Abbildung hinlänglich für sich
selbst. Eine herbe Büste Hans Schwegeries
und ein bei allem Pathos maßvoller und natür-
licher Frauenkopf von August Waterbeck
schienen uns gleichfalls der Abbildung für wert.
Die Kleinplastik Paul Scheurichs, besonders
der kleine weibliche Akt, an dessen Hände
man sich dem Original gegenüber rasch ge-
wöhnt, ist neben guter Münchner Schaumünzen-
und Plakettenarbeit, vor allem von Ludwig
Gies, Hans Lindl und Eugenie Lange,
besonders hervorzuheben. hermann esswein.

Die unausbleibliche Wirkung der Zeit auf die Be-
richtigung der Erkenntnis und des Urteils sollte
man im Auge behalten, um sich damit zu beruhigen,
so oft, sei es in Kunst und Wissenschaft oder im

praktischen Leben, starke Irrtümer auftreten und um
sich greifen, oder ein falsches, ja grundverkehrtes
Beginnen und Treiben sich geltend macht und die
Menschen ihren Beifall dazu geben. Da soll man
nämlich sich nicht ereifern, noch weniger verzagen,
sondern denken, daß sie schon davon zurückkommen
werden und nur der Zeit und Erfahrung bedürfen,
um selbst, aus eigenen Mitteln, das zu erkennen, was
der Schärfersehende auf den ersten Blick sah. —
Wenn die Wahrheit aus dem Tatbestande der Dinge
spricht, braucht man nidit ihr mit Worten gleich zu
Hilfe zu kommen: die Zeit wird ihr zu tausend
Zungen verhelfen.....Zum Maßstab eines Ge-
nies soll man nicht die Fehler in seinen Produktionen
oder die schwächeren seiner Werke nehmen, um es
dann danach tief zu stellen; sondern bloß sein Vor-
trefflichstes. Denn audi im Intellektuellen klebt
Schwäche und Verkehrtheit der menschlichen Natur
so fest an, daß selbst der glänzendste Geist nicht
durchweg jederzeit von ihnen frei ist. Schopenhauer.
 
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