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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 36.1915

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Breuer, Robert: Max Slevogt, Berlin: zur III. Ausstellung deutscher Meister bei Fritz Gurlitt
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https://doi.org/10.11588/diglit.8676#0428

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Max Sievogt-Berlin.

VERLAG
H. CASSIRBR-
BERLIN.

PROF. MAX SLEVOGT—BERLIN. GEMÄLDE »SOMALNEGER«

zerin Marietta und die des Sängers d'Andrade
gehören. Der weiße und der schwarze d'And-
rade, diese beiden Tafeln, von einem glitzernden
Rausch der Sinne durchflammt und unter dem
Grauen vor jäh einfallender Todeskälte auf-
stöhnend, werden den spätesten Geschlechtern
davon Zeugnis geben, daß auch in dem mecha-
nisierten zwanzigsten Jahrhundert noch die
Sehnsucht nach der Aventüre und eine unbän-
dige Lust an der schönen Dämonie lebendig
waren. Solche Gewißheit kann uns freilich
nicht vergessen machen, daß in diesen Don
Juan-Bildern dAndrades, die uns entzücken
und zerwühlen, genau betrachtet, drei Wir-

kungsreihen sich vereinen: die Musik Mozarts,
die schauspielerische Fähigkeit des Sängers und
die Darstellungskraft des Malers. Slevogt rech-
net mit solchen Assoziationen; aber selbst
wenn er das nicht täte, so bliebe es für ihn
doch kennzeichnend, daß er bei einem großen
Teil seines Werks an Erscheinungen geriet, die
solche, außerhalb des Bildes liegende Assozia-
tionsreihen musikalischer, theatralischer, deko-
rativer und ornamentaler Art flüssig machen. In
aller Malerei Slevogts regt sich ein illustratives
Element. Während Liebermann immer Dar-
steller bleibt, lockt Slevogt selbst als Stilleben-
maler die Phantasie zu lyrischen Exkursen.

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