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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 36.1915

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Migge, Leberecht: Ein Aristokratischer Garten
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https://doi.org/10.11588/diglit.8676#0466

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Ein aristokratischer Garten.

leberecht migge—hamburg.

der tennisplatz im garten dr. e.

mit Säulen aus wilden Rosen und Zypressen.
Ja, auch das belebende Spiel ist nicht ver-
gessen; wenn man sich seitlich in die Büsche
schlägt, tut sich ein Ballplatz auf, der den heut-
zutage geradezu beschämend seltenen Ehrgeiz
hat —: Spielbar ohne häßlich zu sein. —

Ja, aber wenn dieser „leere Garten" solche
Fülle birgt, warum schelten wir ihn denn? Wir
wissen es jetzt, wir haben ihn bloß mißverstan-
den : Er ist ein heimlicher Aristokrat! Er mag
lieber träumen als arbeiten, der Alltag und die
Sorgen dieser schweren Zeit sind ihm in der
Seele zuwider. Er möchte Lachen hören und
fröhliche Mienen sehen. Er will geliebt und
gelebt sein. Seine breiten Wege lieben Fackeln
und Fahnen zu tragen und die dämmernden
Gänge heimliches Geflüster. Gläser sollen ver-

halten klingen, eine Gavotte girren, indes schöne
Frauen bedächtig hin und wieder schreiten.

Echte Gärten sind wohl immer sonntäglich.
Aber dieser Garten Emden ist so recht einer,
bestimmt und bereit, das kommende Fest des

Friedens zu feiern..... leberecht migge.

£

Die Persönlichkeit des Künstlers ist und bleibt es,
die dem Kunstwerk den Odem des Lebens ein-
bläst. Deshalb steht auch die beste Kopie so himmel-
weit hinter dem originalen Werk zurück, weil sie
keine Eigenart, keine Persönlichkeit zeigt und zeigen
kann.....Worin aber zeigt sich die Persönlich-
keit eines Werkes? Sie zeigt sich in allem und jedem.
In den scheinbaren Äußerlichkeiten der Technik, in
der Komposition, in dem, was ausgesprochen ist und
was nicht ausgesprochen ist, kurz in jeder, aber auch
in jeder Einzelheit des WerRes. . . Theodor Volbehr.
 
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