Albert Weügerber f München.
fertigen Zustand des Bildes, fast die Quintessenz
von Weisgerbers bisherigem Schaffen nennen.
Es liegt darin etwas von visionärer Phantastik
und zugleich von intimer Naturnähe, von los-
gelassener Lust an der Improvisation und von
strengster, sorgsamster Abwägung der Maßen,
von einer weit über gegenständliche Bindung
hinausstrebenden Allgemeinheit rein künstleri-
scher Vorstellung, und zugleich von größtem
Reichtum poetischer Erzählung; es ist Chaos
zugleich und Kosmos. Hätte ich ein Buch über
die Kunst der Gegenwart zu schreiben, so
würde ich dieses Bild auf den Titel setzen, als
ein Wahrzeichen des Geschlechts, das jetzt
am Werk ist.
Weisgerber hat an diesen beiden Bildern wie
an allen bedeutenderen der letzten Zeit jahre-
lang gemalt. Sie haben wechselvolle Phasen
durchgemacht wie Marees Werke und haben
so wenig wie diese dadurch die Frische und
Unmittelbarkeit verloren, sind freilich vielleicht
wie diese in keinem Augenblicke ganz und un-
zweifelhaft vollendet. Denn dieses ewige ver-
ändern, bessern, übermalen, vereinfachen und
bereichern, steigern und dämpfen, ist ja nichts
anderes als der immer erneute Kampf mit der
Materie, gekämpft im Angesichte des Ideals,
das dem Künstler gleich einer Vision vor den
inneren Augen steht und das er niemals ganz
verwirklicht. Es mag dieses Verfahren tiefe
Konflikte in sich bergen und, vom Standpunkt
des Handwerks aus, niemals die einfache Schön-
heit des „alla prima" an sich haben — aber es
ist ein natürliches Ergebnis der Entwicklung
und noch kein Zeichen der Entartung, sondern
Born neuer Hoffnungen für die Zukunft. Viel-
leicht ist es der einzige dem Deutschen zugäng-
liche Weg zu einer wirklich vertieften Idealität,
die vom „Modell" so weit entfernt ist wie von
der flachen, durch gegenständliche Assoziatio-
fertigen Zustand des Bildes, fast die Quintessenz
von Weisgerbers bisherigem Schaffen nennen.
Es liegt darin etwas von visionärer Phantastik
und zugleich von intimer Naturnähe, von los-
gelassener Lust an der Improvisation und von
strengster, sorgsamster Abwägung der Maßen,
von einer weit über gegenständliche Bindung
hinausstrebenden Allgemeinheit rein künstleri-
scher Vorstellung, und zugleich von größtem
Reichtum poetischer Erzählung; es ist Chaos
zugleich und Kosmos. Hätte ich ein Buch über
die Kunst der Gegenwart zu schreiben, so
würde ich dieses Bild auf den Titel setzen, als
ein Wahrzeichen des Geschlechts, das jetzt
am Werk ist.
Weisgerber hat an diesen beiden Bildern wie
an allen bedeutenderen der letzten Zeit jahre-
lang gemalt. Sie haben wechselvolle Phasen
durchgemacht wie Marees Werke und haben
so wenig wie diese dadurch die Frische und
Unmittelbarkeit verloren, sind freilich vielleicht
wie diese in keinem Augenblicke ganz und un-
zweifelhaft vollendet. Denn dieses ewige ver-
ändern, bessern, übermalen, vereinfachen und
bereichern, steigern und dämpfen, ist ja nichts
anderes als der immer erneute Kampf mit der
Materie, gekämpft im Angesichte des Ideals,
das dem Künstler gleich einer Vision vor den
inneren Augen steht und das er niemals ganz
verwirklicht. Es mag dieses Verfahren tiefe
Konflikte in sich bergen und, vom Standpunkt
des Handwerks aus, niemals die einfache Schön-
heit des „alla prima" an sich haben — aber es
ist ein natürliches Ergebnis der Entwicklung
und noch kein Zeichen der Entartung, sondern
Born neuer Hoffnungen für die Zukunft. Viel-
leicht ist es der einzige dem Deutschen zugäng-
liche Weg zu einer wirklich vertieften Idealität,
die vom „Modell" so weit entfernt ist wie von
der flachen, durch gegenständliche Assoziatio-