Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 38.1916

DOI article:
Bredt, Ernst Wilhelm: Wie Frankreichs Kunstgewerbe führend wurde: eine zeitgemässe Lehre für uns
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.8538#0051

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Wie Frankreichs Kunstgewerbe führend wurde.

von einigen solchen Zentralwerkstätten des
Staates, wenn der Staat selbst, wenn die Höfe
diese Werkstätten mit allen laufenden Auf-
trägen betrauten, durch sie besondere Aufträge
in freien Wettbewerb geben würden. —

Wer hierzu erwidert, daß doch z. B. die
königlichen Porzellanfabriken und andere als
Wirtschafts- und Handelsunternehmungen schon
deshalb einen schweren Stand hatten, weil sie
gleichzeitig geschmacklich mustergültig wirken
sollen — bedenkt nicht genug, daß allein die
großen staatlichen Eisenbahndirektionen, die
Schiffswerften, die Ministerien des Kultus usw.
bisher schon außerordentlich viel kunstgewerb-
liche, architektonische und andere Kräfte in
einheitlichen Dienst zu stellen wußten. — Der
Gedanke der Bildung kunstgewerblicher staat-
licher Werkstätten ist somit nicht durchaus neu,
er ist halb verwirklicht — er bedarf nur der
Vereinheitlichung aller Kräfte unter eine Stelle
oder Person in den Einzelstaaten des Reiches.

Die Geschichte jener für Frankreichs künst-
lerisches und wirtschaftliches Ansehen so ent-
scheidenden Zeit zeigt jedoch auch die Kehr-
seite einer herrlichen Medaille. Das ist die
Unterdrückung geradezu genialer künstleri-
scher Persönlichkeiten. Sie standen abseits.

Das ist die Gefahr, die ich fürchte. Doch
auch hier wird die Wohlfahrt und das Welt-
ansehen Deutschlands zum höchsten Gesetz.
— Andererseits möchten alle jene, die jetzt oft
so streng jede „andere" Kunst und Form be-
kämpfen, sollten alle, die glauben, man könne
„Geschmack" mit Geschmacks-Stempeln in alle
Welt tragen, sich in jene Zeit vertiefen, an die
ich hier mit ihren Vorzügen und ihren Mängeln
erinnere. — Wie die Zeit, aus der Frankreichs
geschmacklicher und wirtschaftlicher Wellruhm
hervorging, im Guten und Bösen war — so ist
sie uns ein ergiebiges Lehrbuch.

EinLehrbuch der KunstwirtschaftfürDeutsch-
land auch in Zukunft. . . . e. w. bredt—München.

ALBERT WEISGERBER t FEDERZEICHNUNG »JUDAS-KUSS«
 
Annotationen