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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 38.1916

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Raphael, Max: Die Deutsche Landschaft als malerisches Sujet, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.8538#0154

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oben en Landschaftsmalerei, haben wir alle
den i6^Wännten und aus den angeführten Grün-
Wir 6lC'lt heilbaren Tatsachen gegen uns.
anre<Tert*en daraus schließen können, daß der
»st als eWertderdeutschenLandschaftgrößer
in ^ Sein gestaltender, daß sie darum weniger
KünstT P^astiscnen als in dem musikalischen
kUnst ' Weniger in der Malerei, als in derDicht-

^°nimtUn^ ^us'k zu inrer v°Hen Erscheinung
jy nicht als Bild, sondern als Stimmung.
hellt'686 ^'Senart der deutschen Landschaft er-
KUnst"Un e.ine ganze Reihe von Fragen, die
aufgeb Cllicnte und Kunstwissenschaft jedem
tigt. jjn' der sich mit deutscher Kunst beschäf-
eine p "d indem sie das erklärende Prinzip für
sie un V°n Tatsachen hergibt, berechtigt
bedj S Zu unserem Standpunkt, daß sie einen
Übt. |enden Einfluß auf die Schaffenden aus-
nalen e?nacnst macht sie jene vom rein natio-
begreij,.andPunkt so merkwürdige Erscheinung

künstl ■ ^ nicnt nur immer die besten
dem _en?chen Kräfte ins Ausland gehen, son

mals
Di

auch d
ein ,

•e tiefere, daß in Deutschland nie-

Ule Auf ei?ener Plastischer Stil gezeugt wurde.
discher ^ fremder: italienischer, hollän-
^unst i'st ^anz°sischer Elemente in die eigene
noch lanJa V?n der deutschen Kunstgeschichte
Ein ande n'Cnt erscnöpfend dargestellt. —
deütschereTS Moment ist die Tatsache, daß der
ich naM, ,randschaftsmalerei ein Element (das
treter ihre T* größten heute lebenden Ver-
streifbar ^ 7nomismus nennen möchte) unab-
die am lm af'.et Ich habe junge Künstler,
sind Uricj Pressionismus und Cezanne geschult
eine Abneigung gegen den Künstler in

Die deutsche Landschaft als malerisches Sujet.

Thoma haben, sich ehrlich vor eine deutsche
Landschaft setzen und — einen Thoma malen
sehen. Ich kenne kaum ein einziges, wirklich
ehrliches modernes deutsches Landschaftsbild,
das dieser Tatsache widerspricht, widersprechen
kann, weil dieser Thomismus im Objekt selbst
liegt. Darum ist alle Kritik gegen Thoma, auch
wenn sie berechtigt war, ganz unfruchtbar
gewesen, weil sie die Tatsachen selbst, die
innere Notwendigkeit des Thomismus in der
deutschen Landschaft — die bewußte, und
seinen Kräften entsprechende Ehrlichkeit Tho-
mas — gegen sich hat.

Dieses Resultat könnte vielleicht als ein die
Milieu-Ästhetik unterstützendes Element ge-
deutet werden, die ich darum ausdrücklich als
zu engherzig und beschränkt verwerfe. Ich
wollte nur an einem bestimmten Beispiel zeigen,
wie die Beziehungen zwischen dem Künstler und
seinem Gegenstand — mannigfach bedingend
und bedingt — hin- und herspielen. Wie das
Subjekt des Künstlers Wahl und Auffassung
des Objektes bestimmt, so wirkt dieses aus
seinen eigenen Werten bestimmend auf ihn
zurück. Wie kein noch so bedeutendes Sujet
einen Künstler von niederen Fähigkeiten in die
Höhen des Genies heben kann, so kann kein
Genie über die Grenze des Gegenstandes hinaus-
springen, es sei denn, daß er einen anderen mit
weiteren Grenzen wählt. Dies freilich ist das
Vorrecht des großen Künstlers. Daß er sein
Objekt und nicht das Objekt ihn zuerst be-
stimmt. Er weiß, daß die Aufgabe der Kunst darin
besteht, das Sittlich-höchste durch das Sinnlich-
höchste (Goethe) auszudrücken. max Raphael.
 
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