Beispiele für Verwundeten-Beschäftigung.
BERUFSUBUNGS-LAZARETT -OFFENBACH.
KÄSTCHEN MIT ElNI.Er.E-AKBlU'l
flussung auf geschmacklich gute Bahnen bringen
läßt. Bei diesem Bestreben kamen uns die vor-
züglich eingerichteten, dem Lazarett zur Ver-
fügung gestellten Werkstätten der Technischen
Lehranstalten und verschiedentliche dankens-
werte Anregungen von Herren des Lehrkörpers
dieser Anstalt, der Maler Franz Franke und
Richard Throll sowie des Architekten Karl
Hotter, sehr zu statten.
Besonders erfolgreich wurde die Arbeit da,
wo ein kleiner Kreis von Verwundeten sich
um einen geschmackbegabten Kameraden grup-
pierte ; durch das gute Beispiel und die ge-
meinsame Kritik wurde einer nach dem andern
so weit gebracht, daß er einige Stücke unserer
Sammlung einfügen konnte.
Die Leiter der einzelnen Gruppen, unsere
Unteroffiziere Reiner und Hennings, unsere
Reservisten Unger und Holz, unser Kranken-
wärter Jochheim wuchsen immer mehr in ihre
Lehraufgabe hinein. Die Klasse für künstle-
rische Schrift, zu der sich unsere Verwundeten
drängen und aus der sie für ihre verschieden-
artigen Berufe viel Nützliches zu holen haben,
untersteht der Anleitung Otto Reicherts, der
einzigen kunstgewerblichen Lehrkraft in Zivil,
die in unserem Lazarett tätig ist.
Soviel über unsere Arbeit im Lazarett für
die Berufsübungen Kriegsbeschädigter in Offen-
bach. — Was nun im allgemeinen die Lazarette
unseres deutschen Vaterlandes anbelangt, so
ist es heute ja nicht mehr erforderlich, die Not-
wendigkeit der Beschäftigung im Kranken-
saal zu begründen. Was aber doch immer noch
einer recht eindringlichen Fürsprache bedarf,
das ist der Wunsch, die Arbeit allerorts so zu
gestalten, daß sie auch geschmackvollen Men-
schen erfreulich erscheint.
Wir müssen loskommen von der sentimen-
talen und schlappmachenden Anschauung, daß
in den Arbeiten unserer verwundeten Soldaten
so tiefgehende Pietäts werte niedergelegt
seien, daß man sich ihnen nicht mit dem Maß-
stabe des Geschmacks oder der Geschmacks-
verirrung nähern dürfte.
Wir müssen auch loskommen von der wenig
respektvollen Ansicht, es handle sich um
„Soldatenarbeit" und der „Soldaten-
geschmack" müsse respektiert werden. Unser
Heer ist doch so sehr ein Volksheer, daß es
nicht angängig erscheint, zu unterscheiden
zwischen Soldatengeschmack, bei dem man
die fürchterlichsten Dinge als selbstverständlich
hinnehmen könne, und dem Geschmack des
BERUFSUBUNGS-LAZARETT -OFFENBACH.
KÄSTCHEN MIT ElNI.Er.E-AKBlU'l
flussung auf geschmacklich gute Bahnen bringen
läßt. Bei diesem Bestreben kamen uns die vor-
züglich eingerichteten, dem Lazarett zur Ver-
fügung gestellten Werkstätten der Technischen
Lehranstalten und verschiedentliche dankens-
werte Anregungen von Herren des Lehrkörpers
dieser Anstalt, der Maler Franz Franke und
Richard Throll sowie des Architekten Karl
Hotter, sehr zu statten.
Besonders erfolgreich wurde die Arbeit da,
wo ein kleiner Kreis von Verwundeten sich
um einen geschmackbegabten Kameraden grup-
pierte ; durch das gute Beispiel und die ge-
meinsame Kritik wurde einer nach dem andern
so weit gebracht, daß er einige Stücke unserer
Sammlung einfügen konnte.
Die Leiter der einzelnen Gruppen, unsere
Unteroffiziere Reiner und Hennings, unsere
Reservisten Unger und Holz, unser Kranken-
wärter Jochheim wuchsen immer mehr in ihre
Lehraufgabe hinein. Die Klasse für künstle-
rische Schrift, zu der sich unsere Verwundeten
drängen und aus der sie für ihre verschieden-
artigen Berufe viel Nützliches zu holen haben,
untersteht der Anleitung Otto Reicherts, der
einzigen kunstgewerblichen Lehrkraft in Zivil,
die in unserem Lazarett tätig ist.
Soviel über unsere Arbeit im Lazarett für
die Berufsübungen Kriegsbeschädigter in Offen-
bach. — Was nun im allgemeinen die Lazarette
unseres deutschen Vaterlandes anbelangt, so
ist es heute ja nicht mehr erforderlich, die Not-
wendigkeit der Beschäftigung im Kranken-
saal zu begründen. Was aber doch immer noch
einer recht eindringlichen Fürsprache bedarf,
das ist der Wunsch, die Arbeit allerorts so zu
gestalten, daß sie auch geschmackvollen Men-
schen erfreulich erscheint.
Wir müssen loskommen von der sentimen-
talen und schlappmachenden Anschauung, daß
in den Arbeiten unserer verwundeten Soldaten
so tiefgehende Pietäts werte niedergelegt
seien, daß man sich ihnen nicht mit dem Maß-
stabe des Geschmacks oder der Geschmacks-
verirrung nähern dürfte.
Wir müssen auch loskommen von der wenig
respektvollen Ansicht, es handle sich um
„Soldatenarbeit" und der „Soldaten-
geschmack" müsse respektiert werden. Unser
Heer ist doch so sehr ein Volksheer, daß es
nicht angängig erscheint, zu unterscheiden
zwischen Soldatengeschmack, bei dem man
die fürchterlichsten Dinge als selbstverständlich
hinnehmen könne, und dem Geschmack des