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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 38.1916

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Haendcke, Berthold: Ist eine Steigerung unserer Ausfuhr von Kunstwerken möglich?, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.8538#0209

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Ist eine Steigerung unserer Aus/uhr von Kunstwerken möglich?

in Düsseldorf die venezianische Richtung von
der niederländisch-französischen Technik ver-
drängt, um schließlich Paris allein den Vorrang
einzuräumen. Die Motive blieben unverändert.
Düsseldorf, Romantik und Lyrik bildeten bald
einen allgemein giltigen Dreiklang. Ein zeit-
genössischer Schriftstellerbemerkt einmal: „Bei
dem Paradieren mit sorgfältiger Technik, schö-
ner Farbe und gründlicher Ausführung, wie es
der ganzen Schule eigen ist, konnte jedoch eine
geniale und treffende Charakteristik und be-
stimmte Individualität von den Düsseldorfern
überhaupt nicht oder nur dann erwartet werden,
wenn jene schwärmerische Romantik und Lyrik,
in welcher die Meister mit Vorliebe schwammen,
in den Modellen selbst lag. Dann aber gelang
es auch den Düsseldorfern einen Reiz zu ent-
falten, der für manche andere Gebrechen voll-
auf entschädigte." Die künstlerischen Anschau-
ungen in Düsseldorf wuchsen schließlich mit
Paris so enge zusammen, daß ein Düsseldorfer,
Ludwig Knaus, mit französischer Technik in
Frankreich einen starken Einfluß auf die fran-
zösische Genremalerei auszuüben im Stande
war, weil in Paris über die Ausbildung der

technischen Mittel die Wertschätzung der inhalt-
lichen Bedeutung von den Künstlern fast völlig
außer Acht gelassen war! Das französische
Publikum verlangte aber, wie alle Welt damals,
diese geistigen und seelischen Werte. Knaus
offenbart uns also mit seinen Werken, man
mag heute über sie denken, wie man will, die
überragende Stärke der deutschen Kunst, die
deutsche Innerlichkeit und das Betonen des
Wesens eines Motives, am stärksten unstreitig
durch seinen Einfluß in Frankreich. In Knaus
hatte in diesem Hinblick Düsseldorf einen Höhe-
punkt erreicht. Düsseldorf und auch München
herrschten damals ziemlich unumschränkt in
Skandinavien und in Nordamerika; sonst überall
Frankreich. Düsseldorf und München aber
auch erst dann und nur solange, als hier
mit französischen Malmitteln — dort
Knaus, hier etwa Schleich — ein tief inner-
licher und stimmungsvoller Gesamtein-
druck gegeben wurde. Frankreich gab also
ständig die siegreiche Technik, Deutschland die
Seele. Hat diese Verbindung aufgehört und
warum und können wir sie wieder herstellen?
— Warum konnte damals die Düsseldorfer

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