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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 38.1916

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Hallema, Anne: Der Radierer W. O. J. Nieuwenkamp
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https://doi.org/10.11588/diglit.8538#0280

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W.O J. Nieuivenkamp.

W. O. J. MEDWENKAMP-EUAM.

RADIERUNG »HAFEN VON ENKHUIZEN«

er seinen Weg und — erreichte sein Ziel. So
ist er der Radierer von schönen Blättern ge-
worden, so schnitt er im Laufe der Jahre seine
fünfundsiebzig Holzschnitte. In ruhiger Berech-
nung unternahm er seine vier Reisen nach Insu-
linde, besuchte zweimal Bali und Lombok und
gab darüber ein reichillustriertes Buch heraus.
Auch sehen wir ihn am Ganges, worauf er in
1915 sein Benares-Album zusammenstellte.

Nieuwenkamp hat in zwanzigjähriger Tätig-
keit den Beweis gegeben, daß er auch ohne
Schulerziehung den Weg zur Kunst gefunden.
Wiewohl er stets hart gearbeitet habe, sei es
ihm, als ob er jetzt erst anfinge, sagte er, als
wir im April 1915 mit ihm über seine Arbeit
sprachen und in seinem Atelier seine zahl-
reichen Skizzen, Zeichnungen, Radierungen
und Holzschnitte sahen. Dort, in seinem Hause
und in seiner Umgebung konnte er erst in sei-
ner ganzen Eigentümlichkeit begriffen werden.
Sitze mit ihm am Fenster seines Wohnzimmers,
dicht am Wasser, in zwangloser Unterhaltung

und sieh' dann an der Überseite die echten
Nieuwenkamp-Häuschen mit der typischen ge-
teilten Tür und dem Klopfer an Stelle der mo-
dernen Klingel, — seine so echte Erfassung
des holländischen Lebens wird dann in seinen Ra-
dierungen undHolzschnitten unverkennbar sein.

Gehe mit ihm über die typischen Holzbrücken
durch Edam, wenn am Himmel voll die Mittags-
sonne steht und der südliche Frühlingswind
durch die Gipfel der auf den Wällen stehenden
alten Bäume säuselt. In den Gräben des Pol-
derlandes spiegeln sich die Mühlen und Türme
und Brücken. Noch unter dem Eindruck dieser
Schönheit kehren wir zurück in des Künstlers
Wohnung mit den gemütlich großen und doch
häuslichen Räumen, und nun wird uns deutlich,
wie Nieuwenkamp in seinen Schöpfungen so
echt intim-holländisch werden konnte.

Er lebt in seiner Arbeit; er kommt nicht
gelegentlich aus der Stadt, um draußen seine
Studien zu machen: er ist selbst ein Stück der
freien Natur geworden, fern dem Geräusche
 
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