Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 38.1916

DOI Artikel:
Hildebrandt, Hans: Die zweite Sommer-Ausstellung der Münchener "Neuen Secession"
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.8538#0309

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
DIE ZWEITE SOMMER-AUSSTELLUNG DER MÜNCHENER
„NEUEN SECESSION"

Die Münchener „Neue Secession" ist noch
sehr jung. Knapp ein Jahr vor Ausbruch
des Kriegs trat eine nicht unbeträchtliche Zahl
von Mitgliedern aus der Münchener Secession
aus, weil sie der Ansicht war, daß ihr nach der
Bildung einer neuen Stilkunst strebendes Schaf-
fen innerhalb des alten Bundes nicht genügend
zur Geltung gebracht werden könne. Den
ersten Überblick über Erstrebtes und Erreich-
tes bot die neue Vereinigung im Sommer 1914.
Man erinnert sich vielleicht noch der wilden
Entrüstung, der diese Ausstellung bei dem
unter den Eindrücken der ersten Kriegstage
übermäßig erregten Publikum begegnete. Die
„Neue Secession" fand die einzig würdige und
männliche Antwort: In ihrem kurzen Rund-
schreiben, in dem sie auf den unberechtigten
Vorwurf undeutscher Gesinnung und absicht-
voller Ausländerei nicht im mindesten einging,
hieß es zum Schluß „Wir arbeiten weiter".

Das Versprechen wurde gehalten. Dem Krieg
zum Trotz. Zwar ist der erste Vorsitzende
des neuen Bundes, Albert Weisgerber, der

Begabtesten einer, längst gefallen; zwar stehen
nicht wenige Mitglieder im Feld. Dennoch ist
die diesjährige Sommerschau, wenngleich die
Zahl der Kunstwerke (195) hinter jener der
ersten Veranstaltung (217) zurückbleibt, im
Ganzen genommen von noch höherem Wert.

Die Münchener „Neue Secession" bietet den
verschiedensten Begabungen Raum sich zu ent-
falten. Jagerspacher und Scharff — um
zwei der stärksten Individualitäten herauszu-
greifen — stehen in ihrer Auffassung weit ge-
nug von einander getrennt, um von so äußersten
Gegensätzen, wie sie im Schaffen Klees und
Feldbauers zu Tage treten, ganz zu schwei-
gen. Dennoch gewinnt man beim Durchwan-
dern der Säle den Eindruck einer Einheitlich-
keit, der trotz der nicht geringen Zahl betei-
ligter Künstler nur selten gestört wird. Was
diese Maler, Plastiker und Graphiker eint, ist
aber nicht nur die Jugendfrische: Es ist vor
allem der entschlossene Wille, Kunstwerke zu
schaffen, die einer inneren Notwendigkeit ihr
Dasein danken, Kunstwerke, die selbständige,

■ August 1916. 1

295
 
Annotationen