Die zweite Sommer-Ausstellung der Münchener -»Neuen Secession«.
wähl aufweisen. Noch abhängiger von der
sichtbaren Wirklichkeit ist der weiche, liebens-
würdige Rudolf Sieck geblieben. Der Drang,
sich den Bestrebungen der „Neuen Secession"
einzupassen, mehr Wert auf die Formgestaltung
zu legen, ist bei seinen heutigen Leistungen
unverkennbar. Nicht minder jedoch die Mühe,
den Wunsch in die Tat umzusetzen. Immerhin
hat Sieck noch keine Gemälde gezeigt, die
kompositionell so durchgebildet waren wie der
„Aprilregen" oder der „Abhang mit Birken".
Am radikalsten verfährt der grüblerische
Paul Klee. Seine gänzlich gegenstandslosen,
abstrakten Malereien, die bei steter Verwertung
einfachster Liniensysteme erlesenste Farben-
harmonien aufklingen lassen, sind mir seine
liebsten Arbeiten. Doch eignet auch den fast
gespenstisch anmutenden Stilleben ein hoher
Reiz. Von Franz Marc, der zu den am aller-
tiefsten zu beklagenden Opfern des Weltkriegs
zählt, sind zwei Tierbilder ausgestellt, deren
älteres in die rein-rhythmische Schaffensperiode,
und deren jüngeres in die Zeit gehört, da er
die Ergebnisse des Kubismus sich zu eigen
machte. Beide offenbaren die Originalität wie
das untrügliche Linien- und Farbengefühl dieses
Frühverstorbenen, von dessen reichem Lebens-
werk die „ Neue Secession" für den kommenden
Herbst eine umfassende Ausstellung vorbe-
reitet. Carl Caspar ist mit zahlreichen Ge-
mälden von unterschiedlichem Wert vertreten.
Sein „Christus und Johannes" ist von starker
Wirkung, und endlich hat er für den „Ölberg"
eine Lösung gefunden, die ganz ihm gehört,
und die in Farben- wie Massenkomposition voll
geglückt ist. Das Schaffen seiner Frau, Maria
Caspar-Filser, ist dem seinen sehr nahe ver-
wandt. Auch sie neigt zur Überproduktion.
Doch ist die eine oder andere Landschaft ein
schönes und echtes Bild. Von Robert Genin
sind außer mehreren Lithographien, die seiner
an formaler Durchbildung wie an Ausdruck
gleich starken Kriegsmappe „Frauen" entnom-
men sind, zwei Bilder ausgestellt. Sie über-
raschen durch ihre Farbigkeit bei einem Künst-
ler, der bisher die matten Töne des Freskos,
wähl aufweisen. Noch abhängiger von der
sichtbaren Wirklichkeit ist der weiche, liebens-
würdige Rudolf Sieck geblieben. Der Drang,
sich den Bestrebungen der „Neuen Secession"
einzupassen, mehr Wert auf die Formgestaltung
zu legen, ist bei seinen heutigen Leistungen
unverkennbar. Nicht minder jedoch die Mühe,
den Wunsch in die Tat umzusetzen. Immerhin
hat Sieck noch keine Gemälde gezeigt, die
kompositionell so durchgebildet waren wie der
„Aprilregen" oder der „Abhang mit Birken".
Am radikalsten verfährt der grüblerische
Paul Klee. Seine gänzlich gegenstandslosen,
abstrakten Malereien, die bei steter Verwertung
einfachster Liniensysteme erlesenste Farben-
harmonien aufklingen lassen, sind mir seine
liebsten Arbeiten. Doch eignet auch den fast
gespenstisch anmutenden Stilleben ein hoher
Reiz. Von Franz Marc, der zu den am aller-
tiefsten zu beklagenden Opfern des Weltkriegs
zählt, sind zwei Tierbilder ausgestellt, deren
älteres in die rein-rhythmische Schaffensperiode,
und deren jüngeres in die Zeit gehört, da er
die Ergebnisse des Kubismus sich zu eigen
machte. Beide offenbaren die Originalität wie
das untrügliche Linien- und Farbengefühl dieses
Frühverstorbenen, von dessen reichem Lebens-
werk die „ Neue Secession" für den kommenden
Herbst eine umfassende Ausstellung vorbe-
reitet. Carl Caspar ist mit zahlreichen Ge-
mälden von unterschiedlichem Wert vertreten.
Sein „Christus und Johannes" ist von starker
Wirkung, und endlich hat er für den „Ölberg"
eine Lösung gefunden, die ganz ihm gehört,
und die in Farben- wie Massenkomposition voll
geglückt ist. Das Schaffen seiner Frau, Maria
Caspar-Filser, ist dem seinen sehr nahe ver-
wandt. Auch sie neigt zur Überproduktion.
Doch ist die eine oder andere Landschaft ein
schönes und echtes Bild. Von Robert Genin
sind außer mehreren Lithographien, die seiner
an formaler Durchbildung wie an Ausdruck
gleich starken Kriegsmappe „Frauen" entnom-
men sind, zwei Bilder ausgestellt. Sie über-
raschen durch ihre Farbigkeit bei einem Künst-
ler, der bisher die matten Töne des Freskos,