Die Idee des Schöpferischen.
Standpunkt, daß
das einzelne Ding
gleich der Erde
in den altenTheo-
rien das feste, ge-
wisse und ruhen-
de Element ist,
um das sich alles
dreht, ist aufge-
hoben zugunsten
einer allseitigen
Bewegung. Die
Vorstellung zum
Gegenstand, die
Vorstellungs-
elemente in sich,
untereinander
und zur Zentral-
idee — alles ist
werdende, sich
schaffende, wach-
sende Beziehung.
Aber diese Dre-
hungen gehor-
chen da, wo sie
bis ans Ende ver-
folgt werden, ei-
nem Gesetz, des-
sen Spuren wir
um so eher nach-
forschen sollten,
als es allein uns
endgültig über
das Tierreich
hinaushebt. Es
soll hier nicht
über die ver-
schiedenen Etap-
pen abgehandelt
werden, in de-
nen die Menschheit diesen Weg entwicklungs-
geschichtlich zurückgelegt hat; sie würden ein
natürliches System des menschlichen Geistes
darstellen. Nur die Stufen des einen Weges,
der noch jetzt vom Anfang zum Ziel führt, und
den wir den schöpferischen nennen, sollen an-
deutend nachgezeichnet werden.
Man kann gerade heute, wo einseitige und
falsche Theorien alle richtige Erkenntnis über-
wuchern, nicht scharf genug betonen, daß die
Wahrnehmung des schöpferischen Menschen
eine ganz andere ist als die des praktischen.
Alle unbewußten, auf das ungegliederte Ganze
gehenden Vermögen verbinden sich mit einer
aus dem Vollen lebenden, den einzelnen Gegen-
stand ganz erfassenden Sinnlichkeit. Das innere
Gefühl beschwert sich mit der Materie außerhalb
alexande:
KANOI.I) MÜNCHEN.
seiner, und der
Wille drängt die-
se aus sich selbst
wachsende Vor-
stellungsmasse
vorwärts. Nur
indem das Total
aller mensch-
lichen Vermögen
(in wechselbaren
Gruppierungen)
bei der Erfassung
derWelt ins Spiel
tritt, wird es mög-
lich, jedes Vor-
stellungselement
aus der Welt der
Materie, aus der
Verknüpfung mit
Sach- u. Lebens-
zwecken loszu-
lösen. Die Lei-
tung zwischen
den sensorischen
und motorischen
Nerven, die den
gewöhnlichen
Reaktionsprozeß
des praktischen
Lebens ausmacht,
wird unterbro-
chen. Eine Be-
wegung innerhalb
des sog.intercere-
bralen Systems
entsteht, auf der
die Grundlage
alles schöpferi-
schen Tuns be-
ruht : daß die
Welt der Empfindung in der Vorstellung beharrt
und sich von dort aus nicht mehr als zufällig
praktische, sondern als gesetzmäßig ideelle rea-
lisiert. Das gilt auch dort, wo der schöpferische
Prozeß als Handlung zur Erscheinung kommt.
Beruht die Verselbständigung des Vorstel-
lungselementes mehr auf der subjektiven Seite,
so kommt aus der objektiven, oder aus der
Harmonie beider das Fundament, aus dem ihm
seine Notwendigkeit erwächst. Die Vorstellung,
die kein Abbild des einzelnen Gegenstands
mehr ist, darf doch sachlich nicht willkürlich
sein, sondern muß sein Wesentliches darstellen.
Dieses ist nicht eine Idee im platonischen Sinne,
ein unsinnliches und fixiertes Abstraktum, son-
dern nach Goethes Worten „der geheime
Punkt, in dem das Eigentümliche unseres
Standpunkt, daß
das einzelne Ding
gleich der Erde
in den altenTheo-
rien das feste, ge-
wisse und ruhen-
de Element ist,
um das sich alles
dreht, ist aufge-
hoben zugunsten
einer allseitigen
Bewegung. Die
Vorstellung zum
Gegenstand, die
Vorstellungs-
elemente in sich,
untereinander
und zur Zentral-
idee — alles ist
werdende, sich
schaffende, wach-
sende Beziehung.
Aber diese Dre-
hungen gehor-
chen da, wo sie
bis ans Ende ver-
folgt werden, ei-
nem Gesetz, des-
sen Spuren wir
um so eher nach-
forschen sollten,
als es allein uns
endgültig über
das Tierreich
hinaushebt. Es
soll hier nicht
über die ver-
schiedenen Etap-
pen abgehandelt
werden, in de-
nen die Menschheit diesen Weg entwicklungs-
geschichtlich zurückgelegt hat; sie würden ein
natürliches System des menschlichen Geistes
darstellen. Nur die Stufen des einen Weges,
der noch jetzt vom Anfang zum Ziel führt, und
den wir den schöpferischen nennen, sollen an-
deutend nachgezeichnet werden.
Man kann gerade heute, wo einseitige und
falsche Theorien alle richtige Erkenntnis über-
wuchern, nicht scharf genug betonen, daß die
Wahrnehmung des schöpferischen Menschen
eine ganz andere ist als die des praktischen.
Alle unbewußten, auf das ungegliederte Ganze
gehenden Vermögen verbinden sich mit einer
aus dem Vollen lebenden, den einzelnen Gegen-
stand ganz erfassenden Sinnlichkeit. Das innere
Gefühl beschwert sich mit der Materie außerhalb
alexande:
KANOI.I) MÜNCHEN.
seiner, und der
Wille drängt die-
se aus sich selbst
wachsende Vor-
stellungsmasse
vorwärts. Nur
indem das Total
aller mensch-
lichen Vermögen
(in wechselbaren
Gruppierungen)
bei der Erfassung
derWelt ins Spiel
tritt, wird es mög-
lich, jedes Vor-
stellungselement
aus der Welt der
Materie, aus der
Verknüpfung mit
Sach- u. Lebens-
zwecken loszu-
lösen. Die Lei-
tung zwischen
den sensorischen
und motorischen
Nerven, die den
gewöhnlichen
Reaktionsprozeß
des praktischen
Lebens ausmacht,
wird unterbro-
chen. Eine Be-
wegung innerhalb
des sog.intercere-
bralen Systems
entsteht, auf der
die Grundlage
alles schöpferi-
schen Tuns be-
ruht : daß die
Welt der Empfindung in der Vorstellung beharrt
und sich von dort aus nicht mehr als zufällig
praktische, sondern als gesetzmäßig ideelle rea-
lisiert. Das gilt auch dort, wo der schöpferische
Prozeß als Handlung zur Erscheinung kommt.
Beruht die Verselbständigung des Vorstel-
lungselementes mehr auf der subjektiven Seite,
so kommt aus der objektiven, oder aus der
Harmonie beider das Fundament, aus dem ihm
seine Notwendigkeit erwächst. Die Vorstellung,
die kein Abbild des einzelnen Gegenstands
mehr ist, darf doch sachlich nicht willkürlich
sein, sondern muß sein Wesentliches darstellen.
Dieses ist nicht eine Idee im platonischen Sinne,
ein unsinnliches und fixiertes Abstraktum, son-
dern nach Goethes Worten „der geheime
Punkt, in dem das Eigentümliche unseres