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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 38.1916

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Beringer, Joseph August: Ernst Würtenberger - Zürich
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https://doi.org/10.11588/diglit.8538#0382

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Ernst Würtenberger-Zürich.

E. WÜRTEN-
BERGER.
GEMÄLDE
»FLÖTEN-
SPIELER«

ihres Wesens. Beim einen macht er sich gel-
tend in der elementaren Leidenschaft für die
vielseitigsten farbigen Ausdrucksmöglichkeiten,
die innerhalb der bestimmtesten zeichnerischen
Klarheit seelische Empfindung schaubar machen
will. Beim anderen drückt er sich in der Schritt
für Schritt vorgehenden Eroberung der zeich-
nerischen Form und ihrer Komposition aus.
Diese liegt Ernst Würtenberger, so zu sagen,
im Blute. Ist doch auch sein Bruder, Karl
Würtenberger, Plastik er geworden. Der Sinn
und die Vorliebe Würtenbergers für die Pro-
bleme der Form sind im innerstenWesen deutsch,
germanisch, individualistisch. Sie haben mit
der nur typisierenden Linienschönheit, der

romanischen (italienischen oder französischen)
Formengestaltung nichts zu tun. Würtenbergers
Formwille geht auf das Charakteristische aus,
unbekümmert um formale Schönheit und Ab-
geklärtheit. Es ist Realismus von expressio-
nistischer Strenge und Ausdrucksfähigkeit.

Man hat Würtenberger deshalb häufig mit
F. Hodler, dem künstlerischen Antipoden Böck-
lins, in Verbindung gebracht, umsomehr als
Würtenberger in den Kunstkämpfen in der
Schweiz sich auf die Seite Hodlers gestellt und
für dessen Freiheit in der Kunst gelegentlich
eine Lanze eingelegt hat. Mochte Hodlers
wesentlich zeichnerische Kunstweise auch
Würtenbergers Natur sympathisch sein, und
 
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