A usstellungs-Architektur.
LOTTE PR1TZEL. » VITR.-PUI'PEN« LINKS: INDISCHES MÄDCHEN MIT OPFERSCHALE, RECHTS: GESTALT IN MATTBL. SCHLEIER«
ständen die innere Berechtigung fehlen würde.
Die Ausstellung ist keine Straße, durch die wir
täglich wandeln müssen, kein monumentaler
Platz, der für Jahrhunderte das Stadtbild be-
stimmt, und keine Wohnung, die unser Leben
umkleidet. Sie ist ein kurzes Fest, aber sie
soll ein unvergeßliches Fest sein, das uns in
silbernen Schalen goldene Früchte entgegen-
trägt. Es genügt keineswegs, daß die goldenen
Früchte vorhanden sind. Der gewöhnliche
Ausstellungsbesucher ist kein Goldjäger. Die
Früchte müssen so serviert werden, daß sie ihm
entgegenleuchten, daß ihr Glanz ihn zwingt.
Wir müssen in gewissen Hauptpunkten wenig-
stens das Lehrhafte vermeiden und das schlecht-
hin Überzeugende suchen. Wenn wir uns ein
monumentales Beispiel vorführen wollen, so
können wir an den Eiffelturm denken, der ja
auch gelegentlich einer Ausstellung geschaffen
wurde. Er predigt mit nichtmißzuverstehender
Deutlichkeit die unendlichen Möglichkeiten des
Eisenstils; sein Sein ist die keines weiteren
Beweises bedürftige Probe; er hämmert dieses
eine Wort in jedes Bewußtsein: Eisen. Und
das verstehe ich unter Ausstellungs-Architek-
tur. Ein Beispiel von der Kölner Werkbund-
Ausstellung liegt uns näher: Josef Hoffmanns
österreichisches Haus, ernst, feierlich, fast wie
ein Tempel. Eine lange Inschrift, die gleich
einem dreifachen Ornamentband das Gebäude
umschließt, erhöht noch diesen Eindruck.
Und betreten wir den großen Mittelraum, so
434
LOTTE PR1TZEL. » VITR.-PUI'PEN« LINKS: INDISCHES MÄDCHEN MIT OPFERSCHALE, RECHTS: GESTALT IN MATTBL. SCHLEIER«
ständen die innere Berechtigung fehlen würde.
Die Ausstellung ist keine Straße, durch die wir
täglich wandeln müssen, kein monumentaler
Platz, der für Jahrhunderte das Stadtbild be-
stimmt, und keine Wohnung, die unser Leben
umkleidet. Sie ist ein kurzes Fest, aber sie
soll ein unvergeßliches Fest sein, das uns in
silbernen Schalen goldene Früchte entgegen-
trägt. Es genügt keineswegs, daß die goldenen
Früchte vorhanden sind. Der gewöhnliche
Ausstellungsbesucher ist kein Goldjäger. Die
Früchte müssen so serviert werden, daß sie ihm
entgegenleuchten, daß ihr Glanz ihn zwingt.
Wir müssen in gewissen Hauptpunkten wenig-
stens das Lehrhafte vermeiden und das schlecht-
hin Überzeugende suchen. Wenn wir uns ein
monumentales Beispiel vorführen wollen, so
können wir an den Eiffelturm denken, der ja
auch gelegentlich einer Ausstellung geschaffen
wurde. Er predigt mit nichtmißzuverstehender
Deutlichkeit die unendlichen Möglichkeiten des
Eisenstils; sein Sein ist die keines weiteren
Beweises bedürftige Probe; er hämmert dieses
eine Wort in jedes Bewußtsein: Eisen. Und
das verstehe ich unter Ausstellungs-Architek-
tur. Ein Beispiel von der Kölner Werkbund-
Ausstellung liegt uns näher: Josef Hoffmanns
österreichisches Haus, ernst, feierlich, fast wie
ein Tempel. Eine lange Inschrift, die gleich
einem dreifachen Ornamentband das Gebäude
umschließt, erhöht noch diesen Eindruck.
Und betreten wir den großen Mittelraum, so
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