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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 38.1916

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Meyer, Richard: Künstlerische Erziehung
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https://doi.org/10.11588/diglit.8538#0454

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Künstlerische Erziehung.

Aufgeben unnötigen Theoretisierens und hier-
aus wiederum die Durchführung der Aufgaben
bis zum letzten, bis zum fertigen Kunstwerk,
oder bis zum brauchbaren Gegenstand. So
sehr nun die Einzelnen als Individuen in ihrer
künstlerischen Entwicklung zu werten sind, so
hat die Schulung der Kräfte sie doch vor un-
reifen spekulativen Ideen über das Verhältnis
der Kunst zur Natur zu bewahren, das sie ver-
führt, zu früh von der Natur loszukommen und
ihre künstlerischen Schöpfungen der Natur als
Erzeugnis ihres Geistes gegenüberzustellen.
Sinn und Aufgabe der Schule wird es vielmehr
sein müssen, den jugendlichen Stürm er in strenge
Zucht zu nehmen, ihm die Natur in ihren for-
malen und farbigenErscheinungen zu erschließen
und ihn anzuhalten, durch eifriges Studium der
Natur sich eine Empfindung über ihre Gesetz-
mäßigkeit anzueignen und sich Ausdrucksfähig-
keiten und Möglichkeiten zu erarbeiten und die
Phantasie durch die Überfülle der in der Natur
sich darbietenden Formen zu befruchten und
zu eigenem schöpferischen Gestalten anzuregen.
Die tiefsten Probleme geistigen Ringens um
Kunst- und Weltanschauungen gehören nicht
in die Schulen. Sie können nicht als Aufgaben
für die heranwachsende künstlerische Jugend
gezählt werden.....richard meyer-hamburg.

Die wahre Kunst fordert gründliche und dauernde
Übung und Bildung, um den Kampf mit dem
Material zu bestehen. Da heißt es hübsch arbeiten
und hübsch lernen............. Hans Thoma.

Aus der Gemeinschaft des Gefühlslebens entsprun-
. gen, erhaben über alle egoistischen Bestrebungen,
die der Tag, das Leben notwendig mit sich bringen,
die entzweien und zum Kampfe führen, stellt die
Kunst einen schönen Frieden, eine Harmonie her.
Wir können durch sie erhoben sein in eine Region
über allem Lieben und Hassen. — Ein Hauch der
Versöhnung begleitet sie, und was der Wille heftig
fordert und erkämpft im Leben, das schweigt vor
ihr, vor ihrem stillen Schauen, vor ihrem stillen Lau-
schen. Wir werden dem ähnlich, was man sich unter
Göttern denkt — die Ruhe kommt, die alle Angst
des klopfenden Herzens verscheucht — die grolle
Gelassenheit. Ja, wenn sich die Kunst so recht in
ihrer Erhabenheit würde zeigen können, so wäre der
Friede auf der Welt hergestellt, aber sie ist ja auch
nur menschlich, Schwächen mischen sich ein — Ver-
zeichnungen und dergleichen mehr.

Aber auch mit der kleinen Abschlagszahlung, die
die Kunst uns bietet zu einer Erhebung in reinere
Höhen, in friedlichere Tiefen, dürfen wir zufrieden
sein — und so begrüßen wir sie gern, wo sie uns nur
etwas von ihrer Hoheit offenbart. . . . Ham Thoma.
#

Der Mensch kennt nur sich selbst, insofern er die
Welt kennt. Jeder neue Gegenstand, wohl be-
schaut, schließt ein neues Organ in uns auf. Goethe.

professor josek hoffmann. »blumenvase in silber getrieben
 
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