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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 44.1919

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Haas, Walther: Der Maler Wolf Röhricht
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https://doi.org/10.11588/diglit.9120#0128

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Der Maler Wolf Röhricht.

WOLF RÖHRICHT—MÜNCHEN.

GEMÄLDE »HAMMERWERK« 1917.

strömt etwas von der Andacht des Künstlers
vor der Natur aus seinen Bildern zum Beschauer
über. Diese Andacht entspringt seinem tief-
eingewurzelten Hange zur Ehrlichkeit. Er lehnt
es ein für allemal ab, durch eine neuzeitliche
Aufmachung bestechen zu wollen. Immer wie-
der treibt es ihn zur Natur zurück als zur ewigen
Lehrmeisterin aller großen Kunst. Darin läge
eine Gefahr, wenn Röhricht von allzuweicher
und sensitiver Begabung wäre. Aber bei der
ausgesprochenen Gesundheit, ja vielfach Heiter-
keit seiner Kunst steht da nichts zu befürchten.
Auch mag dieser immer neue Kampf um die
Natur — Natur im weitesten Sinne des Wortes
— eine gewisse Ungleichmäßigkeit in seinen
Bildern erklären. Nur dadurch wird es aber
begreiflich, daß beispielsweise „Das große Hüt-
tenwerk" von einer ganz erstaunlichen Reife
zeugt. Hier ist es dem Maler gelungen, den
Natureindruck in eine straffe Form zu bringen.
Bei anderen Bildern hingegen verspüren wir
noch einen Zwiespalt zwischen dem Naturein-

druck und der vom Künstler gewählten Form.
Und wenn anfangs von der Vielseitigkeit dieses
Talentes gesprochen wurde, so braucht man
bei Röhricht nicht zu befürchten, daß es ihn zur
Zersplitterung seiner Kräfte verleiten könnte.

Röhricht gehört nicht zu den jungen Fana-
tikern, die sich ein für allemal auf eine künst-
lerische Richtung festgeschworen und sich da-
mit selbst auf ein totes Geleis geschoben haben.
Davor behütet ihn sein Talent. Voll sinnlicher
Freude an der Farbe folgt er seinem etwas
draufgängerischen Temperament. Und deshalb
versöhnt sich wohl auch der Laie, der modern-
ster Kunst skeptisch gegenübersteht, bald mit
den Farbklängen dieses Expressionismus; die
Ungesuchtheit und Natürlichkeit zieht ihn hinan.
Der Gesamteindruck besiegt auch den stärksten
Zweifler. Besonders das hier abgebildete „ Große
Hüttenwerk" wirkt tiberzeugend sowohl für
Röhrichts Überlegenheit in der Auffassung und
Formulierung, wie für seine Treue zur Natur.
Es wird unter den heutigen Malern kaum einen
 
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