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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 44.1919

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Kirchner, Joachim: Bruno Krauskopf, Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.9120#0267

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Bruno Krauskopf-Berit

bruno krauskopf—berlin.

gemälde » landschaft €

Krauskoplschen Porträtkunst in dem kleinen
Tafelbilde eines „Heiligen" ebenso anzutreffen
wie in dem zur Zeit in der Berliner Sezession
ausgestellten „Abendmahl Christi", das trotz
der kompositioneilen Schwierigkeiten, die sich
durch die Einordnung von 13 Figuren in ein
Hochformat ergaben, doch durch die Betonung
der Konturen und die übersichtliche Zusammen-
fassung der Figuren zu Gruppen eine gestei-
gerte monumentale Kraft gewonnen hat. (Ver-
öffentlicht im Juli-Heft 1919 der „Deutschen
Kunst und Dekoration" Seite 160.)

Auch Blumenstilleben hat Krauskopf gemalt.
Pflegen sonst koloristische Momente den Künst-
ler gerade zur Kultivierung dieses Zweiges der
Malerei zu bestimmen, so trifft dies bei Kraus-
kopf nur teilweise zu. Seine Blumen wirken
vielleicht nicht so sehr durch die üppige Leucht-
kraft der Farbe als vielmehr durch den zwin-
genden Eindruck der Gestaltung des Vegeta-
tiven, des Vitalischen im Pflanzenorganismus.
Wie lebendige Wesen [wachsen, ranken und

blühen diese Blumen, sie sind als lebensstarke
und lebensberechtigte Erscheinungen des Kos-
mos empfunden, ein Gedanke, den der Künstler
durch Hereinziehung der Sonne und ihrer ma-
gischen Strahlen in den Rahmen des Stillebens
sinnfällig hervorkehrt.

Krauskopfs Kunst spricht nicht sofort zu
jedermann. Sie erfordert eine absolute Ein-
fühlung, eine restlose Hingabe an das Kunst-
werk. Krauskopfs Ideenkreis bedeutet eine
absolut eigenwillige Interpretation der optisch
wahrnehmbaren Welt, die sich nur dem all-
mählich erschließen wird, der es über sich ge-
winnt, seine literarisch orientierte Erziehung
zu vergessen und dem es Freude bereitet,
einem Künstler in das Land seiner Märchen-
sehnsucht ZU folgen. . . . dr. joachim kirchner.

£

Wie nun aber doch die Sonne eines Auges bedarf,
um zu leuchten, die Musik eines Ohres, um zu
tönen; so ist auch der Werth aller Meisterwerke, in
Kunst und Wissenschaft, bedingt durch den verwandten,
ihnen gewachsenen Geist, zu dem sie reden, schopenh.
 
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