Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten (44.1919)

Der Bildhauer Eduard Bick.

seinen Künstlerzwecken unterzuordnen. Wie
die Frauenbüste in einem reinen, großen Kontur
aus dem festen Block geschnitten ist, wie die
Arme und Hände und die weichen Zöpfe die
Masse zusammenhalten, gliedern und bereichern
und wie der Ruhe dieser äußeren Fassung die
gelassene Güte des Antlitzes entspricht, das ist
schlechthin meisterhaft. Schwerer zugänglich ist
dem Verständnis -vieler wohl die Herbheit der
stehenden Mädchenfigur. Wer sich aber in den
feinen Liniengäng dieser Gestalt vertieft und
der seltsam eindrucksvollen Bewegung der Arme
und Hände, dem Herunterrieseln des Tuches
folgt, der fühlt in dieser Badenden das feuchte
Element, aus dem sie gestiegen, spürt ein
kühles Fließen in den langen, leise gewellten
Linien und in der zusammengehaltenen Fläche

des Körpers. Die Ausdruckskraft der Linien
und Formen ist hier von einer bewunderungs-
werten Einfachheit und Eindringlichkeit zu-
gleich. Der weibliche Porträtkopf zeigt Bick
als Psychologen. Um dies Werk ganz zu ge-
nießen, muß man in Gedanken den Imperatoren-
kopf von der Heydts mit der schweigsamen
Energie um Mund und Kinn und der schmerz-
reichen Erkenntnis in den Augen daneben stel-
len. Dann erst ist man recht in der Lage, zu
erkennen, was es besagt, wenn es dem Künstler
eines solchen Kopfes gelingt, auch der weichen,
jungen Lyrik dieses Mädchen-Antlitzes gerecht
zu werden. Und man wird inne, daß uns in
Eduard Bick auch in Bezug auf die Kunst des
Porträtierens ein Bildhauer von seltensten Ga-
ben geschenkt worden ist. . . theodor volbkhr.

ALFRED LÖRCHER STUTTGART. PLASTIK »SITZENDE FRAU«

XXII. August 1010. 5