HORIZ M ELZER—BERLIN.
FARBENDRUCK »SPIELEREI!
MORIZ MELZER IM BEKENNTNIS ZUR KUNST.
VON EUGEN STYX.
Wieder zeigen uns Bilder, wie diese, den
durch seine Wander-Ausstellungen auch
außerhalb Deutschland bekannt gewordenen
und mit dem Villa-Romana-Preis ausgezeich-
neten KüQstler Moriz Melzer in seinem Be-
kenntnis zur absoluten Kunst. Es sind Bilder
aus letzter Zeit — Offenbarungen zunächst rein
künstlerischer Notwendigkeit: Formen am Kör
perlichen, wenn diese der initiativ geschauten
Komposition des Bildes d. h. der vom Künstler
im musikalischen Zusammenklingen von Linien
und Farben neuempfundenen Schönheit nicht
dienen — wider ihre Naturwahrheit zu ver-
schieben oder sie fortzulassen. Das will sagen:
eine in diesem Sinne sich bedeutende Bild-
kunst steht und fällt mit der Frage nach dem
absoluten Wert der Bildschöpfung.
Das reine Bild, wie es sich innerstem Auge
dieses Künstlers auftut, exponiert durch Wie-
dergeburt sinnlich wahrgenommener Erlebnisse,
entwickelt durch Rhythmisierung formgefühlter
Gewalt, in seiner Sinnfälligkeit zum Eigenleben
vertieft durch das künstlerische Vorrecht der
Empfindsamkeit noch unverbrauchter Schön-
heit — es ist, wie wenn uns ihm gegenüber zu-
nächst jede Distanz, jede Möglichkeit fehlte,
es irgendwie auf Erscheinungen der Wirklich-
keit zu beziehen. Hierin zeigt sich uns Durch-
bruch zur völlig neuen Auffassung der Bild-
schöpfung überhaupt. Nicht Darstellung des
Gegenständlichen, nicht schöne Linie am Kör-
perlichen ist, was diesen Künstler im tiefsten
bewegt, sondern: daß Farben und Linien musi-
kalisch zusammenklingen. Was sich hier also
zum erfüllenden Sinn schöpferischen Lebens
erhebt, ist durchaus kein spielerisch-willkür-
liches Heraufbeschwören von Bildungen, son-
dern notwendigste Erhebung formgefühlter Ge-
walt ureigensten Lebens.
So gesehen, steht auch die Bildbenennung
hier in keinem inneren Verhältnis zur Bild-
schöpfung selbst. Das muß tief erkannt werden,
will man hier von der Form zum Wesen dieser
Kunst — die ja in gewissem Sinne Dichtung
ist, vordringen. Menschen, Erdwellen, Tiere,
Bäume, Häuser, Wolken haben hier nur noch
XXII. September „1919. 1
FARBENDRUCK »SPIELEREI!
MORIZ MELZER IM BEKENNTNIS ZUR KUNST.
VON EUGEN STYX.
Wieder zeigen uns Bilder, wie diese, den
durch seine Wander-Ausstellungen auch
außerhalb Deutschland bekannt gewordenen
und mit dem Villa-Romana-Preis ausgezeich-
neten KüQstler Moriz Melzer in seinem Be-
kenntnis zur absoluten Kunst. Es sind Bilder
aus letzter Zeit — Offenbarungen zunächst rein
künstlerischer Notwendigkeit: Formen am Kör
perlichen, wenn diese der initiativ geschauten
Komposition des Bildes d. h. der vom Künstler
im musikalischen Zusammenklingen von Linien
und Farben neuempfundenen Schönheit nicht
dienen — wider ihre Naturwahrheit zu ver-
schieben oder sie fortzulassen. Das will sagen:
eine in diesem Sinne sich bedeutende Bild-
kunst steht und fällt mit der Frage nach dem
absoluten Wert der Bildschöpfung.
Das reine Bild, wie es sich innerstem Auge
dieses Künstlers auftut, exponiert durch Wie-
dergeburt sinnlich wahrgenommener Erlebnisse,
entwickelt durch Rhythmisierung formgefühlter
Gewalt, in seiner Sinnfälligkeit zum Eigenleben
vertieft durch das künstlerische Vorrecht der
Empfindsamkeit noch unverbrauchter Schön-
heit — es ist, wie wenn uns ihm gegenüber zu-
nächst jede Distanz, jede Möglichkeit fehlte,
es irgendwie auf Erscheinungen der Wirklich-
keit zu beziehen. Hierin zeigt sich uns Durch-
bruch zur völlig neuen Auffassung der Bild-
schöpfung überhaupt. Nicht Darstellung des
Gegenständlichen, nicht schöne Linie am Kör-
perlichen ist, was diesen Künstler im tiefsten
bewegt, sondern: daß Farben und Linien musi-
kalisch zusammenklingen. Was sich hier also
zum erfüllenden Sinn schöpferischen Lebens
erhebt, ist durchaus kein spielerisch-willkür-
liches Heraufbeschwören von Bildungen, son-
dern notwendigste Erhebung formgefühlter Ge-
walt ureigensten Lebens.
So gesehen, steht auch die Bildbenennung
hier in keinem inneren Verhältnis zur Bild-
schöpfung selbst. Das muß tief erkannt werden,
will man hier von der Form zum Wesen dieser
Kunst — die ja in gewissem Sinne Dichtung
ist, vordringen. Menschen, Erdwellen, Tiere,
Bäume, Häuser, Wolken haben hier nur noch
XXII. September „1919. 1