Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten (62.1928)

('hristian Voll- Saarbrücken

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CHR. VOLL —
SAARBRÜCKEN
»BILDNIS
T R E P T E €

Architektur eine Krisis durch, zu deren Durch-
kämpfung sie allen plastischen Schmuck ver-
bannen zu müssen glaubt? Wohin also? Und
diese Frage ans Außen hat ihre Entsprechung
im Innern. Jedem Wohin entspricht ein Wo-
her. Woher soll der Plastiker heute schaffen?
Aus welcher Gesetzlichkeit vorbestimmter An-
schauung heraus ? Aus welchem klar gespürten
Verhältnis von Kraft und Ziel? Damit wäre
schon alles gesagt zu den Arbeiten von Christian
Voll. Hier werden zur Einführung nur zahmere
Dinge von ihm gezeigt. Doch hinter ihnen steht
ein wilder Ausbruch: globige Gestalten, massive
Weiber, deib realistische Kinderfiguren. Ein
junger Mensch, voll Kraft und Welterleben,
sieht sich aufs plastische Schaffen gewiesen. Für
wen? Für was? Leicht stellt sich ein „Gegen

euch" ein. Aber diese Gegnerschaft, diese
Anklage, die manch einer herauslesen mag aus
diesen Werken, sie ist Not, die sich in einem
urtümlichen Ergreifen plastischer Welten adelt.
Manch rohe Geste noch, gewiß. — Auch un-
künstlerische Ressentiments darunter.

Zur gültigen Form noch ein steiniger Weg.
Aber der Boden dröhnt von diesem Schritt. Und
wir glauben, daß es kein hohles Gepolter ist.

Voll entstammt dem Dresdner Kreis der Dix-
generation, lehrt jetzt an der Kunstgewerbe-
schule in Saarbrücken. Er arbeitet viel in Holz,
aber nicht als Holzschnitzer, sondern als Stein-
brecher, d. h. er nimmt alte, schon angesteinte
Stämme, in die er seine Figur einhaut. Sein
wuchtiger Meißelschlag bebt auch noch im Strich
seiner Zeichnung und seines Aquarells......