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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 62.1928

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Urzidil, Johannes: Grundsätzliches über die Kunst und den Künstler
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https://doi.org/10.11588/diglit.9251#0092

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Grundsätzliches über die Kunst und den Künstler

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ALBERTO SALIETTI

GALEHIE L KSAME-MAI LAND

»FRAU MIT SCHAL« 1927

Form materialisiert sich, was hinter den Dingen
denkt. Formreduktionen, die sich nur auf das
äußere Dasein des Objektes beziehen, sind
mechanisch und verfehlt. Das Wesentliche
zeigen und das Unwesentliche vermeiden, da-
hin zielen die Formreduktionen wahrer Kunst.

Die großen Meister führen alle auf verschie-
denem Wege zu dem einen Urgrund. Bis dahin
darf der Künstler sich von ihnen leiten lassen.
Von da aus muß aber seine eigene Persönlich-
keit neu zu bauen beginnen. Die Meister kön-
nen ihn lehren, das Wesentliche zu finden, aber
es auszudrücken, muß er selbst wieder neu
verstehen. Wenn er sich ihrer Art des Aus-

drucks hingibt, wird er zum Epigonen. Dann
hat er sie nicht zu Ende verstanden, ist den
Weg mit ihnen nicht bis zu Ende gegangen.
Die großen Meister führen uns zu unserer Per-
sönlichkeit. Man kann von ihnen lernen, zu
sehen. Aber ein Herz zu haben, ist unsere
Sache, ein Herz zu haben, kann niemand lernen.

Der bürgerliche Mensch kommt einem pris-
matischen Gebilde gleich, das man zwar ver-
schieben oder auf eine andere Fläche werfen
kann, das aber immer auf irgend einer seiner
Basen eine Möglichkeit ruhiger Lage findet.
Dem gegenüber vergleiche ich den Idealfall des
Künstlers der romantischen Metaphysik der
 
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