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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 62.1928

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Osborn, Max: Die Berliner Manet-Ausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.9251#0146

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Die Berliner Manet-Ausstellung

136

EDOUARD MANET

NATIONAL-GALERIE. STOCKHOLM

»BILDNIS EINES JUNGEN MANNES«

früher nie vermittelt worden. Eben dies ist
nun geschehen. Und was wir hier und dort vor
einzelnen Bildern Edouard Manets empfunden
hatten, ballte sich nun zusammen, bestätigte
sich, wuchs, steigerte sich zu Bewunderung und
Entzückung. Strahlend, erhellend, erwärmend
hob sich die Sonne eines künstlerischen Genies
empor, das der Malerei aller Länder völlig neue
Bahnen wies. Das aber zugleich, über diese
geschichtliche Rolle hinaus, sich selbst ein Reich
schöpferischer Gestaltung aufrichtete, in das
wir nun mit unendlicher Verehrung und mit
Schauern blickten. Ja, auch mit Schauern.
Denn die Lehre von der alleinseligmachenden

„Wiedergabe der Natur", die man aus dem
Wirken der gesamten Impressionistenfront gern
herausdestilliert, um sie gegen das Programm
der jüngeren Kunst ins Feld zu führen, trifft im
Grunde überhaupt nicht, auf Manet sicherlich
am wenigsten zu. Die Zeitgenossen, die ihn
einst mit Brettern vor dem Kopf und schrillen
Pfeifen im Munde begrüßten, hatten in einem
Punkte zweifellos Recht: von einer treuen
Spiegelung der Wirklichkeit war bei seinen
Bildern nicht die Rede. Nur daß man dies da-
mals tadelnd, als einen Mangel notierte, wäh-
rend wir heute gerade hierin ein Zeichen der
unvergleichbaren und geheimnisvollen Kraft
 
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