Deuts die Kunst Düsseldorf ig 28
JANKEL ADLER—DÜSSELDORF
Man könnte die halbe Ausstellung auskaufen.
Die Künstler könnten darin ein tieferes Inter-
esse sehen als in der kühl bewundernden Ido-
lisierung ihres Schaffens.
In Düsseldorf kommen einem derlei Gedanken
besonders. Der Rhein glaubt auf eine Halb-
kilometerfront Nil zu sein. Am Planetarium
„kreiselt" es einem. Dann wird man von den
ägyptischen Tempelfronten kühl umarmt. Nun
müßte bloß über diesen Tempeln noch stehen:
die Kunst dem Volke. Am 1. Mai spürt man
das Paradox solcher Aufmachung ganz beson-
ders. Man wird ganz steif, bevor man endlich
die bergende Pforte der Ausstellung erreicht hat.
Da nun aber springt einem gleich ein in den
Ausstellungsgedanken tiefer hineinführendes
Problem an: der Gemälde- und Skulpturen-
Ausstellung ist eine Raumkunst - Ausstellung
„angegliedert". Der leitende Gesichtspunkt ist
zweifellos richtig: Man kann heute Gemälde
nur im Zusammenhang mit Architektur, für die
sie geschaffen sind, zeigen. Noch mehr: die
GEMÄLDE »KATZEN«
Gestaltungsimpulse der jeweiligen Architektur
bestimmen die Möglichkeiten der Malerei und
der Skulptur. Ja — genügt aber solcher Ein-
sicht ein „Angliedern"? Kauml Nun soll aber
doch mal eine „Kunstausstellung" gezeigt wer-
den, unter der das landläufige Urteil eben
Malerei und Skulptur versteht. Gut. Dann
müssen aber die Teile „Architektur", die her-
einbezogen werden können, so gewählt werden,
daß sie wirklich den Lebensnerv der jeweiligen
Architektur zeigen. Kann das die Innen-Archi-
tektur (die wohl für Bilderwände, aber weniger
für Bildgesetze in Betracht kommt)? Die heu-
tige kaum. Auf dem Weißenhof hat sie versagt
— aus Radikalismus. Soll das in Düsseldorf
Gezeigte die Antwort auf Weißenhof sein?
Vom andern Extrem her. Bildwände gibt es
da genug. Aber ob für „heutige" Bilder? Es
ist eine geschmackvolle Luxusarchitektur, die
hier gezeigt wird. Raffinements der Material-
ausweitung, Orgien subjektiven Raum- und
Formempfindens. Für bequemlichkeitsliebenden
JANKEL ADLER—DÜSSELDORF
Man könnte die halbe Ausstellung auskaufen.
Die Künstler könnten darin ein tieferes Inter-
esse sehen als in der kühl bewundernden Ido-
lisierung ihres Schaffens.
In Düsseldorf kommen einem derlei Gedanken
besonders. Der Rhein glaubt auf eine Halb-
kilometerfront Nil zu sein. Am Planetarium
„kreiselt" es einem. Dann wird man von den
ägyptischen Tempelfronten kühl umarmt. Nun
müßte bloß über diesen Tempeln noch stehen:
die Kunst dem Volke. Am 1. Mai spürt man
das Paradox solcher Aufmachung ganz beson-
ders. Man wird ganz steif, bevor man endlich
die bergende Pforte der Ausstellung erreicht hat.
Da nun aber springt einem gleich ein in den
Ausstellungsgedanken tiefer hineinführendes
Problem an: der Gemälde- und Skulpturen-
Ausstellung ist eine Raumkunst - Ausstellung
„angegliedert". Der leitende Gesichtspunkt ist
zweifellos richtig: Man kann heute Gemälde
nur im Zusammenhang mit Architektur, für die
sie geschaffen sind, zeigen. Noch mehr: die
GEMÄLDE »KATZEN«
Gestaltungsimpulse der jeweiligen Architektur
bestimmen die Möglichkeiten der Malerei und
der Skulptur. Ja — genügt aber solcher Ein-
sicht ein „Angliedern"? Kauml Nun soll aber
doch mal eine „Kunstausstellung" gezeigt wer-
den, unter der das landläufige Urteil eben
Malerei und Skulptur versteht. Gut. Dann
müssen aber die Teile „Architektur", die her-
einbezogen werden können, so gewählt werden,
daß sie wirklich den Lebensnerv der jeweiligen
Architektur zeigen. Kann das die Innen-Archi-
tektur (die wohl für Bilderwände, aber weniger
für Bildgesetze in Betracht kommt)? Die heu-
tige kaum. Auf dem Weißenhof hat sie versagt
— aus Radikalismus. Soll das in Düsseldorf
Gezeigte die Antwort auf Weißenhof sein?
Vom andern Extrem her. Bildwände gibt es
da genug. Aber ob für „heutige" Bilder? Es
ist eine geschmackvolle Luxusarchitektur, die
hier gezeigt wird. Raffinements der Material-
ausweitung, Orgien subjektiven Raum- und
Formempfindens. Für bequemlichkeitsliebenden