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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 62.1928

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Neugass, Fritz: Isaac Grünewald
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https://doi.org/10.11588/diglit.9251#0302

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Isaac Grünewald

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ISAAC GRÜNEWALD—PARIS

Kampf um neue Formen rang und seinen Schülern
reiche Anregung zu geben wußte. Seine Per-
sönlichkeit war so überragend, daß sie mehr
als alle andere seines Kreises die stärkste
schulbildende Wirkung hatte.

Hier fand Grünewald die neuen Farben und
das starke lineare Element, das seine frühen
Werke beherrschte. Die Zeit der „Fauves"
betonte das Gedankliche in der Kunst — und
Grünewald wußte dies noch zu vertiefen durch
seine eigenen eingeborenen Kräfte. Als Skan-
dinavier und Jude hatte er eine tiefe seelische
Komponente, die den typischen Eigenwert der
deutschen und östlichen Kulturen bildet; hier-
mit geht eine ausgesprochene kompositioneile
Begabung Hand in Hand. Die Farbe war nur

»AUS DEM KONZERTSAAL STOCKHOLM«

ein Supplement, das in starken Kontrasten den
seelischen Ausdruck der Linie betonte. Diesen
Dualismus zwischen Farbe und Linie wußte
Grünewald in der leichten duftigen pariser
Atmosphäre auszugleichen. In Frankreich und
den romanischen Ländern ist das „Kolorit" der
wesentliche Ausdruck künstlerischen Schaffens.
Grünewald errang dabei die Synthese zwischen
der Linie und der Farbe.

Sein Werk ist nicht ganz frei von Erinne-
rungen an wahlverwandte Geister. Am stärk-
sten hat sein Meister Matisse auf ihn gewirkt;
ihm verdankt er die geschlossene Form und
die innere Größe seiner Bilder. Die starken
Überschneidungen seiner großen Vordergrunds-
figuren bei früheren Bildern gemahnen an Seurat
 
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