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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 65.1929-1930

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Eulenberg, Herbert: Die Wohnung von Breuhaus
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https://doi.org/10.11588/diglit.9252#0064

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Die Wohnung von Breuhaus

PROF. FRITZ AUGUST BREUHAUS

»ERKERPLATZ IN DER lilBUOTIIEKc

blau seine Färbung. Und darüber hängt ein
altes chinesisches Tiergemälde aus dem 15. Jahr-
hundert. Und nun kommt der Glanzpunkt dieser
Wohnung eines Künstlers: Das Speisezimmer.
Es ist ohne Zweifel der schönste Raum des
Ganzen. Und es zeugt für die Gastfreundlich-
keit des Schmuckmeisters Breuhaus, daß er
diesem Teil seines Hauses, in dem er seine
Feierstunden verbringt, seine größte Sorgfalt
gewidmet hat. Der Tisch und die mit bemalter
Seide bespannten Stühle mit rohrgeflochtener
Lehne heben sich in ihrem grünen Schleiflack
vortrefflich gegen die weißen Wände_ ab, auf
denen hier und dort wie hingehaucht gemalte
Tiergestalten angebracht sind. Auch der Tep-
pich und die Fenstervorhänge zeigen das gleiche
matte köstliche Kanarienvogelgrün der Möbel.
Und sogar die Kerzen, die vor einem hohen

Spiegel auf einer gläsernen Anrichte stehen,
sind grün und auf das Ganze abgestimmt. Von
der silbernen Decke, deren Glanz sich in den
Eckkanten des Zimmers wiederholt, hängt ein
echt Breuhaus'scher Beleuchtungskörper her-
unter: Ein Prachtstück aus Glas und vielen
kleinen mattweißen Kugelbirnen, die von weitem
wie ein Maiskolben oder eine aufgeschnittene
Granatfrucht wirken. Ein warmes Licht fällt von
dieser Wunderlampe auf die Tischgesellschaft,
die sich unter ihr versammeln mag und freudig
den Zusammenklang des Grünen genießt. Und
der Gesamteindruck der ganzen Wohnung lehrt
wieder das große Geheimnis, das Goethe, wie
er nach Hause schrieb, noch aus den herrlichen
TrümmernPompejis nach Deutschland mitbringe,
daß unser treuester Freund auf Erden das Heim
ist, das wir uns hier schaffen, herbert eulenberg.
 
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