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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 65.1929-1930

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Pfister, Kurt: Münchener neue Secession 1929
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https://doi.org/10.11588/diglit.9252#0013

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GEORG SCHRIMl'K—MÜNCHEN

MIT GENEHM. VON N'EUMANN-NIERENDORE

GEMÄLDE »MOORLANDSCHAFTc

MÜNCHENER NEUE SECESSION 1929

Die Jahresschau der für München wesent-
lichsten Gruppe, es ist die fünfzehnte seit
Gründung der Vereinigung, dokumentiert in
erfreulichem Ausmaß den Willen zur Repräsen-
tation der entscheidenden künstlerischen Kräfte
Deutschlands, soweit sie sich auf der mittleren
Linie einer gesicherten malerischen Kultur zu-
sammenfinden. Solcher Blickpunkt der Auswahl
schließt radikale Experimente aus, was man in
einzelnen Fällen bedauert, aber der Querschnitt,
den er eröffnet, zeigt doch entscheidende posi-
tive Werte und wohl die wesentlichen Züge,
die das Gesicht des kunstschaffenden jungen
Deutschland bestimmen. Keine deutsche Aus-
stellung dieses Jahres — dieses Urteil weiß
sich, von lokalpatriotischer Lobrednerei durch-
aus'frei — hat eine in gleichem Maß objektive
und qualitätbewußte Anschauung des zeit-
genössischen Schaffens unseres Landes darge-
boten. Wenn einzelne entscheidende Persön-
lichkeiten wie Kokoschka, Beckmann, Scharff,
Klee fehlen — Hof er ist wenigstens mit einem
charakteristischen Werk, dem „Mädchen mit
Kürbissen" vertreten —, so stellt man doch
mit Interesse die schulbildende Ausstrahlung
dieser Künstler in den Arbeiten jüngerer Maler
fest. Eine grundsätzliche Einsicht führt wohl
zu dem Ergebnis, daß sowohl die vorwiegend

konstruktiven wie die dogmatisch neusachlichen
Formeln gegenüber den Tendenzen, die auf
stärkere naturhafte und malerische Realisation
drängen, an Boden verloren haben.

Das Schaffen der auswärtigen Gäste und
derkünstlerischen Jugend wird in erfreulich
breitem Ausmaß berücksichtigt. Der Kreis der
ehemaligen „Brücke" ist durch charakteristische
Arbeiten von Heckel, Kirch nerundSchmidt-
Rottluff vertreten; Purrmann schickt ein
farbenprächtiges Blumenstilleben, Max Pech-
stein einige Landschaften und Kompositionen,
die gegenüber den Bildern früherer Jahre
stärker vom Naturbild weg zum raumbauenden,
rhythmischen Kolorit drängen. Aus dem Kreis
der jüngeren Berliner Maler, der etwa durch
Arbeiten von Degner, Fritsch, Domscheit,
Kaus, Melzer, Herbig, Kerschbaumer,
Paatz und Nay repräsentiert wird, fallen die
Bilder von Hans Breinlinger durch die Energie
ihres geistigen und farbigen Temperamentes
auf. Aus Breslau kommen die klargeschliffenen
Tafeln von M e n s e und K a n o 1 d t, aus Hamburg
einige höchst sensibel instrumentierte Land-
schaften von Ahlers-Hestermann, von Stutt-
gart zwei sympathische und gekonnte Mädchen-
bildnisse Pankoks. Feldbauer, Oeltjen,
Champion, der Basler Pellegrini, Felix-

XXXILT. Oktober 1929. 1
 
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