ENTW: TOMMI PARZINGER
»DOSEN UND VASEN«
NEUE PORZELLANE VON TOMMI PARZINGER
Bei Tommi Parzingers neuen Porzellanen, von
der Staatlichen Porzellanmanufaktur Berlin
ausgeführt, handelt es sich vorwiegend um Dinge
des täglichen oder feineren Gebrauchs, wie Obst-
schalen, Dosen, Blumenvasen, Blumentöpfe,
Lampen, Kerzenleuchter. Die Formen haben
im Durchschnitt einen ausgesprochen kräfti-
gen , fast muskulös zu nennenden Charakter.
Die voll ausschwingende Rundung kehrt häufig
wieder, mehrfach in Verbindung mit scharfem
Einzug der Füße. Es ist eine Form, die nichts
Schmachtendes, nichts Verzärteltes an sich hat,
sondern aus einem vollen Lebensgefühl stammt.
Zarte Schönheit bietet dagegen öfters die Farbe.
Sie kennt feine und feinste Abwandlungen von
Rot und Grün, sie belebt sich mehrfach mit
zarten, leichten Streuornamenten. Dieser Zu-
sammenklang der klaren, raumfüllenden Formen
mit einer distinguierten Farbenwelt liefert ein
erfreuliches Ergebnis — bei dessen Würdigung
natürlich die hochstehende technische Arbeit
der ausführenden Anstalt nicht vergessen wer-
den darf. Gerade die moderne Wohnung, die
in ihren sonstigen Bestandteilen dem eigent-
lichen „ Schmuck" manchmal gern aus dem Wege
geht, wird solche Erzeugnisse, in denen sich
Kostbarkeit des Materials, künstlerische Ge-
staltung und praktische Brauchbarkeit vereinen,
sehr gut verwenden können. Sie wirken
schmückend, ohne eigentlicher Schmuck zu sein.
Sie geben dem Auge, das doch so gerne auf
feingefaßten Einzelheiten verweilt, einen er-
wünschten Anhaltspunkt, sie fesseln das Inter-
esse, ganz abgesehen von den praktischen
Diensten, die sie als Vasen der Blume, als Scha-
len den Früchten, als Lampen dem Licht und
damit immer zugleich dem ästhetisch empfäng-
lichen Beschauer erweisen. Einer spielerischen
Laune ist der nette, geputzte Hase entsprungen,
der goldene Glöckchen an roter Schnur um
den Hals trägt und vorsorglich mit einer hüb-
schen Decke versehen ist — eine liebenswür-
dige Kleinigkeit, die aber in den Formen aus-
gesprochen breit und zügig behandelt ist.
Die Parzinger'schen Arbeiten zeigen erfreu-
licher Weise, daß in einer Zeit, die soviel Nei-
gung bekundet, sich auf den reinen Zweck-
standpunkt zu stellen, das schöne, ja unver-
gleichliche Material „Porzellan" immer wieder
die künstlerische Gestaltungskraft anzieht und
anregt. Möge es seine nun schon Jahrhunderte
hindurch geleistete Funktion, das tägliche Leben
durch Formschönheit zu veredeln, auch unter
sich wandelnden Bedingungen fortsetzen. h. k.
XXXill. Oktober 1929. 9
»DOSEN UND VASEN«
NEUE PORZELLANE VON TOMMI PARZINGER
Bei Tommi Parzingers neuen Porzellanen, von
der Staatlichen Porzellanmanufaktur Berlin
ausgeführt, handelt es sich vorwiegend um Dinge
des täglichen oder feineren Gebrauchs, wie Obst-
schalen, Dosen, Blumenvasen, Blumentöpfe,
Lampen, Kerzenleuchter. Die Formen haben
im Durchschnitt einen ausgesprochen kräfti-
gen , fast muskulös zu nennenden Charakter.
Die voll ausschwingende Rundung kehrt häufig
wieder, mehrfach in Verbindung mit scharfem
Einzug der Füße. Es ist eine Form, die nichts
Schmachtendes, nichts Verzärteltes an sich hat,
sondern aus einem vollen Lebensgefühl stammt.
Zarte Schönheit bietet dagegen öfters die Farbe.
Sie kennt feine und feinste Abwandlungen von
Rot und Grün, sie belebt sich mehrfach mit
zarten, leichten Streuornamenten. Dieser Zu-
sammenklang der klaren, raumfüllenden Formen
mit einer distinguierten Farbenwelt liefert ein
erfreuliches Ergebnis — bei dessen Würdigung
natürlich die hochstehende technische Arbeit
der ausführenden Anstalt nicht vergessen wer-
den darf. Gerade die moderne Wohnung, die
in ihren sonstigen Bestandteilen dem eigent-
lichen „ Schmuck" manchmal gern aus dem Wege
geht, wird solche Erzeugnisse, in denen sich
Kostbarkeit des Materials, künstlerische Ge-
staltung und praktische Brauchbarkeit vereinen,
sehr gut verwenden können. Sie wirken
schmückend, ohne eigentlicher Schmuck zu sein.
Sie geben dem Auge, das doch so gerne auf
feingefaßten Einzelheiten verweilt, einen er-
wünschten Anhaltspunkt, sie fesseln das Inter-
esse, ganz abgesehen von den praktischen
Diensten, die sie als Vasen der Blume, als Scha-
len den Früchten, als Lampen dem Licht und
damit immer zugleich dem ästhetisch empfäng-
lichen Beschauer erweisen. Einer spielerischen
Laune ist der nette, geputzte Hase entsprungen,
der goldene Glöckchen an roter Schnur um
den Hals trägt und vorsorglich mit einer hüb-
schen Decke versehen ist — eine liebenswür-
dige Kleinigkeit, die aber in den Formen aus-
gesprochen breit und zügig behandelt ist.
Die Parzinger'schen Arbeiten zeigen erfreu-
licher Weise, daß in einer Zeit, die soviel Nei-
gung bekundet, sich auf den reinen Zweck-
standpunkt zu stellen, das schöne, ja unver-
gleichliche Material „Porzellan" immer wieder
die künstlerische Gestaltungskraft anzieht und
anregt. Möge es seine nun schon Jahrhunderte
hindurch geleistete Funktion, das tägliche Leben
durch Formschönheit zu veredeln, auch unter
sich wandelnden Bedingungen fortsetzen. h. k.
XXXill. Oktober 1929. 9