Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 65.1929-1930

DOI Artikel:
Michel, Wilhelm: Federzeichnungen von Marlice Hinz
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9252#0103

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
FEDERZEICHNUNGEN VON MARLICE HINZ

Marlice Hinz ist von der Modezeichnung aus-
gegangen. Und nun hebt sich ihre Arbeit
allmählich, aber entschieden in ein höheres Be-
reich. Ich meine, das ist, rein an sich, ohne
Rücksicht zunächst auf die Werte, die dabei
zum Vorschein kommen — ein erfreuliches
Schauspiel. Der umgekehrte Weg ist leider
häufiger. Er entspricht mehr der allgemeinen,
herabziehenden Tendenz des Erwerbslebens.
Um so schöner ist es, wenn einem Talent ein-
mal der Aufstieg gelingt zu einem Bezirk, wo
es sich zwar immer noch um das Gefällige, um
das Liebenswürdige und Anziehende handelt,
aber zugleich auch um eine freiere, vom eng-
sten Zweck gelöste Gestaltung; um die Form.

Seit der letzten Veröffentlichung, die diese
Zeitschrift Marlice Hinz gewidmet hat, ist ihr
Sehen, ihre Linie unmittelbarer, geisttragender
geworden. Gewiß geht diese Linie in schmalen,
festen Geleisen. Breitere Massen von Wirklich-
keit würden sie sprengen; Weltdeutung ist nicht
ihre Sache. Aber eine wohlumschriebene Do-
mäne ist ihr eigen: ein zartes Empfinden für das
Fließende und Elegante, die Fähigkeit zur inner-
lich sauberen, in einem einzigen Hauch sich aus-
gebenden Arabeske. Kommt es auf die Sub-
stanz, auf die Masse an? Schließlich ist die
Substanz, nach Pfund und Gramm gewogen,
auch bei der Laurencin gering, und erst recht
bei Erna Pinner und verwandten Begabungen.
 
Annotationen