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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 65.1929-1930

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Grolman, Wilhelm von: Nicola Perscheid zum 50 jährigen Berufs-Jubiläum
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https://doi.org/10.11588/diglit.9252#0111

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nicola
perscheid.
»bildhauer
engelmann«

NICOLA PERSCHEID ZUM 50JÄHRIGEN BERUFS-JUBILÄUM

Zur Zeit der „Ersten internationalen Aus-
stellung für künstlerische Bildnisphotogra-
phie" 1903 lag die Führung auf diesem Gebiete
noch ganz in den Händen der Engländer und
Amerikaner. Nur eine Anzahl deutscher Ama-
teure und wenige Berufsphotographen vermoch-
ten ihrer Konkurrenz standzuhalten. Unter letz-
teren trat Nicola Perscheid als der Be-
deutendste hervor. Aber doch konnte damals
noch niemand ahnen, daß in ihm ein Reformator
der Bildnisphotographie erstehen werde.

Perscheid ging von der Beobachtung aus, daß
die übliche Linse mit der übertriebenen Schärfe
der Zeichnung in der Einstellungsebene und
der ebenso übertriebenen Verschwommenheit
der vor- und rückwärts liegenden Teile eine
der Hauptschwierigkeiten für den Photographen
darstellte. Er erkannte, daß eine von diesen
Fehlern befreite Linse dem Photographen ge-

statten werde, sein ganzes Augenmerk ungeteilt
dem Studium der Persönlichkeit des zu Photo-
graphierenden, der Lichtführung, der Bildwir-
kung zu widmen. So entstanden Werke von
künstlerischer Qualität, die dennoch sich von
subjektiver Willkür völlig freihalten. Es ist be-
zeichnend für Perscheid, daß er seine Erwek-
kung in einer Velazquez-Ausstellung fand.

Gerade eine Arbeit wie das hier gezeigte
Bildnis des Nuntius Pacelli ist geeignet, diesen
Einfluß von Velazquez darzutun; an ihn erinnert
die stoffliche Schönheit der Gewandbehandlung,
ebenso die vortreffliche Schilderung eines ei-
sernen Willens im Bunde mit größter Ver-
standesschärfe. Aber auch weiche, tonige sowie
in einem modernen Sinn aufgelockerte Darstel-
lungsweisen stehen Perscheid zu Gebote. Über-
all ist hier ein Bildner am Werk, der seines tech-
nischen Materials sicher ist. prof. dr.w.v. grolman.

xxxiii. November 1929. 3
 
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