LEOPOLD GOTTLIEB
Um einmal damit zu beginnen, was gewöhn-
lich zuletzt als Konklusion gesagt wird,
wollen wir von vornherein Leopold Gottlieb
seinen Platz in der Kunst unserer Tage an-
weisen. Er gehört jener Gruppe von Malern
und Bildhauern an, die zusammen die soge-
nannte Schule von Paris ausmachen und ist
unter ihnen dank seiner starken und doch un-
gemein feinen Kunst der Bedeutendsten einer.
Mit vollem Recht kann er, wie es Andre Salmon
in der geistreichen Monographie, die er Gott-
lieb gewidmet hat, ausdrückt, darauf Anspruch
erheben, seine Bilder an den besten Stellen
der Pariser Ausstellungen gehängt zu sehen.
In der Tat, inmitten dieses Tohu-Wabohu,
wo auch große Talente es oft, sei es aus
Mangel an erforderlichem Innengehalt, sei es
aus Mangel an erforderlichem Können, nur zu
einer teilweisen Verwirklichung ihrer Intentio-
nen bringen, fällt Gottliebs Kunst durch ihre
Ausgeglichenheit auf. Das Gleichgewicht zwi-
schen seinem Verstand und seinem Gefühl einer-
seits und seiner Technik andererseits ist voll-
kommen. Gehirn, Herz und Hand halten ein-
ander die Wage. Daher gibt es auch kein Bild
von Gottlieb, das gleichgültig wäre, denn alle
sind sie ebenso reich an malerischen Ideen, wie
sie voll malerischer Qualitäten sind.
Kompliziert wie er ist, und zwar von jener
klassisch zu nennenden Kompliziertheit jedes
echten Künstlers, scheint er sowohl ein Realist
zu sein, der die Natur „entmaterialisiert", als
auch ein Idealist, dem die Formen der Natur
stets gegenwärtig sind. Jene Formen, die ähn-
lich wie die Wörter des Wörterbuches, wenn
Dichter sie handhaben, durch die Magie des
Pinsels imstande sind, Höchstes zu vermitteln.
Von diesen beiden Grundeinstellungen seines
künstlerischen Temperamentes ist jeweilig die
eine oder die andere vorherrschend. Bald über-
wiegt sein Realismus, ein — um es nochmals zu
wiederholen — durch kultivierten Geschmack
geläuterter Realismus, bald ist seine lyrische
oder pathetische Stimmung die Dominante. So
sind Gottliebs Porträts eigentlich realistisch auf-
gefaßt. Doch sind auch sie stilisiert, allerdings
in einer dem Modell ganz angepaßten Weise.
Das Porträt des Malers Diego de Rivera z. B.
Um einmal damit zu beginnen, was gewöhn-
lich zuletzt als Konklusion gesagt wird,
wollen wir von vornherein Leopold Gottlieb
seinen Platz in der Kunst unserer Tage an-
weisen. Er gehört jener Gruppe von Malern
und Bildhauern an, die zusammen die soge-
nannte Schule von Paris ausmachen und ist
unter ihnen dank seiner starken und doch un-
gemein feinen Kunst der Bedeutendsten einer.
Mit vollem Recht kann er, wie es Andre Salmon
in der geistreichen Monographie, die er Gott-
lieb gewidmet hat, ausdrückt, darauf Anspruch
erheben, seine Bilder an den besten Stellen
der Pariser Ausstellungen gehängt zu sehen.
In der Tat, inmitten dieses Tohu-Wabohu,
wo auch große Talente es oft, sei es aus
Mangel an erforderlichem Innengehalt, sei es
aus Mangel an erforderlichem Können, nur zu
einer teilweisen Verwirklichung ihrer Intentio-
nen bringen, fällt Gottliebs Kunst durch ihre
Ausgeglichenheit auf. Das Gleichgewicht zwi-
schen seinem Verstand und seinem Gefühl einer-
seits und seiner Technik andererseits ist voll-
kommen. Gehirn, Herz und Hand halten ein-
ander die Wage. Daher gibt es auch kein Bild
von Gottlieb, das gleichgültig wäre, denn alle
sind sie ebenso reich an malerischen Ideen, wie
sie voll malerischer Qualitäten sind.
Kompliziert wie er ist, und zwar von jener
klassisch zu nennenden Kompliziertheit jedes
echten Künstlers, scheint er sowohl ein Realist
zu sein, der die Natur „entmaterialisiert", als
auch ein Idealist, dem die Formen der Natur
stets gegenwärtig sind. Jene Formen, die ähn-
lich wie die Wörter des Wörterbuches, wenn
Dichter sie handhaben, durch die Magie des
Pinsels imstande sind, Höchstes zu vermitteln.
Von diesen beiden Grundeinstellungen seines
künstlerischen Temperamentes ist jeweilig die
eine oder die andere vorherrschend. Bald über-
wiegt sein Realismus, ein — um es nochmals zu
wiederholen — durch kultivierten Geschmack
geläuterter Realismus, bald ist seine lyrische
oder pathetische Stimmung die Dominante. So
sind Gottliebs Porträts eigentlich realistisch auf-
gefaßt. Doch sind auch sie stilisiert, allerdings
in einer dem Modell ganz angepaßten Weise.
Das Porträt des Malers Diego de Rivera z. B.