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"Schaufensterplastik" von Vally Wiesenthier
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.9252#0191
VALLY WIESELTHIER—WIEN
» SCHAUFENSTER-SCHMUCK «
„SCHAUFENSTERPLASTIK" VON VALLY WIESELTHIER
Plauderhaft, leicht, dekorativ waren Vally
Wieselthiers Schöpfungen von je : die rasch
hingesetzten Keramiken, bunt wie exotische
Vögel, oft witzig, manchmal geistreich geprägt,
waren immer Aufrufe und Anrufe, ungemein
leicht faßlich und auf den ersten Blick über-
zeugend. Und damit soll gesagt sein, daß Vally
Wieselthier von vornherein zu der feineren
Reklamekunst Beziehung und Berufung besaß.
Sie ist jetzt dazu gekommen, diese Begabung
praktisch zu betätigen. Sie macht Schaufenster-
Puppen, deren Arme feine Gewebe tragen oder
vielmehr vorzeigen sollen. Manchmal sind es nur
Büsten, die sich für wechselnde Drapierung eig-
nen. Manchmal ergibt sich nur ein Arrangement
von Händen, denen man zwischen Daumen und
Zeigefinger zarte Seiden oder Tülle legen kann.
Dann wieder erscheint eine Trinität von Halb-
figuren, Schicksalsschwestern der Mode, die das
Schaufensterbild niedlich beleben, ihm einen
einheitlichen, schwungvollen Aspekt geben.
Als Schaufenster - Hintergründe kommen die
Paravents in Betracht, die in aparter Einteilung
leichte, tapetenhafte Flächendekoration und
figürliche Reliefs enthalten. Bei allen diesen
Dingen versteht es Vally Wieselthier ausge-
zeichnet, genau so anspruchslos zu bleiben,
wie es die Sache, der Ort und das Material
erfordern. Sie zeigt, daß sie begreift; es würde
unschicklich sein, hier mit ernsthaften bildne-
rischen Ambitionen aufzutreten. Sie weiß einem
behelfsmäßigen Material eine behelfsmäßige,
eine gleichsam improvisierte Formung zu ver-
leihen. Sie gibt den Papiermache - Gestalten,
die sie da aufbaut, ein leichtes, spielerisches
Ornament, sie teilt die Köpfe in Glanzflächen
und stumpfe Flächen ein, sie deutet Form, Aus-
druck u.s.f. nur eben an; so werden diese Ge-
bilde zu guten, brauchbaren Hilfsmitteln der
modernen Schaufenster-Reklame..........
XXXIII. peiember 1929. 4'
» SCHAUFENSTER-SCHMUCK «
„SCHAUFENSTERPLASTIK" VON VALLY WIESELTHIER
Plauderhaft, leicht, dekorativ waren Vally
Wieselthiers Schöpfungen von je : die rasch
hingesetzten Keramiken, bunt wie exotische
Vögel, oft witzig, manchmal geistreich geprägt,
waren immer Aufrufe und Anrufe, ungemein
leicht faßlich und auf den ersten Blick über-
zeugend. Und damit soll gesagt sein, daß Vally
Wieselthier von vornherein zu der feineren
Reklamekunst Beziehung und Berufung besaß.
Sie ist jetzt dazu gekommen, diese Begabung
praktisch zu betätigen. Sie macht Schaufenster-
Puppen, deren Arme feine Gewebe tragen oder
vielmehr vorzeigen sollen. Manchmal sind es nur
Büsten, die sich für wechselnde Drapierung eig-
nen. Manchmal ergibt sich nur ein Arrangement
von Händen, denen man zwischen Daumen und
Zeigefinger zarte Seiden oder Tülle legen kann.
Dann wieder erscheint eine Trinität von Halb-
figuren, Schicksalsschwestern der Mode, die das
Schaufensterbild niedlich beleben, ihm einen
einheitlichen, schwungvollen Aspekt geben.
Als Schaufenster - Hintergründe kommen die
Paravents in Betracht, die in aparter Einteilung
leichte, tapetenhafte Flächendekoration und
figürliche Reliefs enthalten. Bei allen diesen
Dingen versteht es Vally Wieselthier ausge-
zeichnet, genau so anspruchslos zu bleiben,
wie es die Sache, der Ort und das Material
erfordern. Sie zeigt, daß sie begreift; es würde
unschicklich sein, hier mit ernsthaften bildne-
rischen Ambitionen aufzutreten. Sie weiß einem
behelfsmäßigen Material eine behelfsmäßige,
eine gleichsam improvisierte Formung zu ver-
leihen. Sie gibt den Papiermache - Gestalten,
die sie da aufbaut, ein leichtes, spielerisches
Ornament, sie teilt die Köpfe in Glanzflächen
und stumpfe Flächen ein, sie deutet Form, Aus-
druck u.s.f. nur eben an; so werden diese Ge-
bilde zu guten, brauchbaren Hilfsmitteln der
modernen Schaufenster-Reklame..........
XXXIII. peiember 1929. 4'