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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 65.1929-1930

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Glass, Franz Paul: Internationale Plakat-Schau: Aus den letzten 10 Jahren
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https://doi.org/10.11588/diglit.9252#0209

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Internationale Plakat-Schau

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Italien ist dem gegenüber durchaus von einem
heiteren Impressionismus beherrscht.

Deutschland bietet in den Formen ein weniger
einheitliches Bild, es besteht zweifellos eine
gewisse Gärung, viele verschiedene Stilström-
ungen beherrschen das Bild. — Die tektonische,
oft etwas kühle Form des norddeutschen Pla-
kates, erstarrt in einem gewissen Formalismus,
den leider auch die Proben der neuen Sach-
lichkeit und der Fotomontage nur verstärken.

Die süddeutsche Gestaltungsart, die im we-
sentlichen durch die Münchener Plakate in Er-
scheinung tritt, erweist sich mehr als je tragend
für das gute Gesamtbild deutscher Produktion.

Der sehr große Reichtum an Künstlern, die
starke Stileinheit, die verschiedengeartete Ta-
lente zusammenfaßt, tritt hier bemerkenswert
hervor. In manchem verwandt mit den Schwei-
zer-Gestaltungen zeigen diese Plakate eine oft
naive aber selbstverständliche Art, dabei doch
eine Kraft, die immer der Ausfluß einer beson-
deren Begabung ist.

Eigenartigerweise hat der größte Wirtschafts-
körper Amerika für das Plakat noch keine künst-
lerische Formel gefunden. Liebliche Magazin-
illustrationen werden auf 20 Quadratmeter ver-
größert, eine bewußte plakathafte Ausdrucks-

weise wird erst in neueren Arbeiten erkennbar.
— Ähnlich verhält es sich bei Japan. Dieses
Mutterland des europäischen Plakatstiles ist
heute geschmacklich durchaus abhängig von
Amerika. Die süßen Geishaköpfe sind fast das
ausschließliche Motiv für alle Plakate. Bemer-
kenswert dagegen sind die Druckleistungen
dieser beiden Länder, die oft die europäischen
Wiedergaben an Feinheit übertreffen.

Rußlands Ruf als Pflegestätte besonders
moderner Plakatformung, erweist sich leider
wenig begründet, gewiß sind diese Kinoplakate
gut, ja vielfach besser, wie die anderer Staaten,
aber die Ausdrucksmittel sind durchaus von
Deutschland übernommen, die politischen und
Genossenschaftsplakate sind meist von befrem-
dendem Dilettantismus.

Überblickt man von hoher Warte die Welt-
produktion des Plakates, so ist festzustellen,
daß die Plakatkunst Frankreichs, Italiens und
Deutschlands, was Eigenart und Gestaltungs-
kraft betrifft, nach wie vor an der Spitze mar-
schieren. — Möge es gelingen, die Kunst des
Plakates so zu stärken und zu verbessern, daß
man sie trotz aller Einwände und Vorbehalte,
die ihr von vielen Seiten bereitet werden, mit
Stolz als einen typischsten Kunstausdruck un-
serer Zeit gelten lassen kann, franz paul glass.

NEW YORK

The WONDER CITY oftfoWORLD

entwurf: treidler (amerika)
 
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