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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 65.1929-1930

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Kiefer, Hans Karl: Misstände der Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.9252#0217

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"CAMPARI,,

entwurf: nizzoli (italien!

MISSTÄNDE DER AUSSTELLUNGEN

A uf einen Mißstand in den Kunstausstel-
J~\ hingen möchte ich hinweisen, der nicht
nur den gewissenhaften Besucher trifft, son-
dern auch manchen Ankauf vereitelt. Ich
meine den Mißstand, daß in jeder Aus-
stellung eine Beschriftung der ausgestellten
Werke fehlt, begründet durch Herausgabe
eines Katalogs. — Man versuche z. B. ein-
mal in einer großen Ausstellung, etwa im
Glaspalast, an Hand des Katalogs sich über
die Titel, die Maler und ihre Gruppen klar
zu werden! Nur wer beruflich dazu ver-
pflichtet ist, wird sich einer solchen Mühe
unterziehen können. Die meisten Besucher
aber verzichten darauf. Und wer sich doch
die Mühe nimmt, den Katalog zu durchfor-
schen — bekanntlich hängen ja die Bilder
nicht nach Nummern geordnet —, erfährt
dann immer noch nichts über die Preise. —
Damit komme ich auf den zweiten Mißstand,
der manchen Ankauf vereitelt. Da sehe ich
z. B. im Saal Nr. 28 ein kleines Aquarell,
das mir so gefällt, daß ich es kaufen möchte.
Sein Preis steht nicht im Katalog, son-
dern ist im Sekretariat zu erfragen. Also
gehe ich durch 28 Säle zurück und suche

das Sekretariat. Inzwischen kommen meiner
Frau Bedenken: „Vielleicht ist das Bild zu
teuer, sodaß wirs doch nicht kaufen können?"
Schließlich unterbleibt die Anfrage und der
Ankauf. Gehts nicht vielen Besuchern der
Ausstellung so? Und doch nur deshalb, weil
an dem Bild die Beschriftung und der Preis
fehlt. Worin liegt das Geheimnis der Erfolge
eines Warenhauses? In der Hauptsache doch
darin, daß an allen Gegenständen klar und
deutlich der Preis angebracht ist, daß man also
in Ruhe überlegen kann, ob und was man kau-
fen kann. Warum also so wenig kaufmännisch,
ihr Künstler? Kann doch keiner leben, ohne
zu verkaufen! — Soviel mir bekannt, machen
die Ausstellungsleitungen mit ihren Katalogen
auch im allgemeinen keine guten Geschäfte.
Freilich sind bebilderte Kataloge für Künstler
und Kunsthistoriker wertvolles Material, denn
sie geben Auskunft über das jeweilige Kunst-
schaffen und bilden die Grundlage für eine
Fortführung der Kunstgeschichte in unserer
Zeit — aber die Besucher der Ausstellungen
werden eine Beschriftung der ausgestellten
Werke dem Kataloggebrauch vorziehen. Vor
allem aber würde damit den Künstlern ein
Dienst erwiesen...... dr. hans karl kiefer.

LA MEILLEURE ALLUMETTE!

UNION

MATCH

zündholz-plakat (künstler unbekannt)
 
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