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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 65.1929-1930

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Roessler, Arthur: Einheit und Verschiedenheit der Kunst
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Roessler, A.: Künstler und Volk
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https://doi.org/10.11588/diglit.9252#0245

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rudolf jacobi—berlin

»an der spree«

EINHEIT UND VERSCHIEDENHEIT DER KUNST

Die Elemente der Kunst waren, sind und
werden immer die gleichen sein. Auch die
künstlerischen Ausdrucksmittel bleiben sich im
wesentlichen all die Zeiten hindurch gleich.
Dennoch unterscheiden sich die Werke nicht
nur der großen Kunstepochen, auch der einan-
der rasch ablösenden Phasen mehr oder minder
markant voneinander. Und zwar nicht nach
Völkern bloß, sondern nach Zeiten innerhalb
eines Volkes auch. Diese Tatsache hat ihren Ur-
grund in der unlöslich wesenhaften Verwachsen-
heit der Kunst mit dem Leben, dem sozialen
Zustand, dem Grad der geistigen und seelischen
Verfassung, der allgemeinen Gesittung eines
Volkes, hauptsächlich aber mit dem erbhaften
Gemeinbesitz angeborener Eigentümlichkeiten
und Fähigkeiten, woran ja das Wesen eines be-
stimmten Volkes vorzüglich erkannt wird, zu er-
kennen ist. Bei jedem Volk kann, aus Gründen
der mannigfachsten Art, zeitweilich ebenso wie
Entfaltung, auch Verkümmerung der spezifisch
künstlerischen Fähigkeiten eintreten. Kommt

es jedoch dank günstiger Umstände zur Aus-
bildung der Naturanlagen hiezu, dann wird, um
nur ein Beispiel anzuführen, die Kunst bei den
Romanen stets die Entwicklung nach der for-
malen, bei den Germanen, insbesondere den
Deutschen, nach der charakteristischen

Schönheit aufweisen...... arthur roessler.



KÜNSTLER UND VOLK. Je inniger ein
Künstler sich seinem Volke zugehörig fühlt,
desto stärker wird die Kraft der Wirkung seiner
Leistung auf die Volksgemeinschaft sein. Un-
gemeines Ausdrucksvermögen vorausgesetzt.
Denn im Künstlerindividuum steigern sich die
völkischen Eigenschaften, verdichtet sich in
der Werkgestaltung die Sehnsucht nach künst-
lerischer und kulturgrädiger Lebensform.

Probleme können demnach nur dann zu be-
stimmenden Gedanken für das künstlerische
Schaffen werden, wenn sie zu den leitenden
Gedanken des ganzen Volkes während eines
bestimmten Zeitverlaufes gehören, a. roessler.

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