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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 65.1929-1930

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F., F.: Ein ungarischer Bildhauer
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https://doi.org/10.11588/diglit.9252#0256

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CSAKY-PARIS
»REH« 1925
MARMOR

EIN UNGARISCHER BILDHAUER

Mehrfach ist in der letzten Zeit ausge-
sprochen worden, daß der gegenwärtige
Augenblick die Kunst der Plastik unter günsti-
gere geistige Bedingungen gestellt zu haben
scheint als bisher. In allen Kulturländern sieht
man die Bildhauer frischer und lebendiger am
Werk als bisher. Ihre Gebilde erweisen sich
fähiger, die besonderen Inhalte der Zeit aus-
zudrücken und darzustellen, und auch das
Publikum scheint heute mit offeneren Augen
als früher vor der skulpturalen Schönheit zu
stehen. Es ist, als hätte die Plastik für den
modernen Menschen an Lesbarkeit, an Ver-
ständlichkeit gewonnen — eine Entwicklung,
die der so lange stiefmütterlich behandelten
Skulptur gewiß zu gönnen wäre. Auch an dem
gegenwärtigen Neuaufleben der Kunst nimmt
die Plastik starken Anteil. Die moderne Pariser
Bildhauerei ist reich an fesselnden Gestalten,
unter denen sich bemerkenswert viele Künstler
finden, die aus anderen Ländern kommen und

in Paris erst die wahre Heimat ihres künstle-
rischen Seins und Schaffens gefunden haben.
— Der Bildhauer Csaky kommt aus Ungarn.
Es ist ein sehr bezeichnender und zugleich sehr
erfreulicher Fall jener modernen, geistig be-
wegten, geistig aufgelockerten Plastik, von der
wir soeben gesprochen haben. Es wäre ver-
kehrt, seine Kunst etwa „intellektualistisch" zu
nennen: sie lebt durchaus von der Wirklichkeit,
vom sinnlichen, realen Dasein. Aber sie unter-
wirft das Wirkliche einer sublimen geistigen
Verarbeitung, sie erhöht es zum Traum, sie
hebt es in eine strahlende arkadische Heiter-
keit, in der es der Vergänglichkeit gleichsam
entrückt scheint. Kurz, ein ferner Schimmer
hellenischer Schönheit glänzt über diesen Ge-
stalten; ein Hauch hellenischer Strenge ist über
ihnen, Strenge geistiger Bewußtheit und Strenge
unbestechlicher Form, zugleich aber auch
Freude am Licht und an der edel gespannten
Linie; eine lächelnde, eine heitere Strenge
 
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