Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 65.1929-1930

DOI Artikel:
Oskar Strnad
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9252#0266

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Oskar Strnad

bildner.) In der Ausführung der erfreuliche Mangel jeder Doktrin und einengenden Theorie —
im Gegenteil ein ungewöhnlich feinfühliges Anpassen an die jeweilige Aufgabe, verbunden mit
jener im besten Sinne österreichischen Gabe der Improvisation, die in schwierigen Momenten,
wo jede Theorie in eine Sackgasse führt und alle Methode versagt, mit einer unnachahmlich
liebenswürdigen Geste das Hindernis nimmt, als wäre es garnichts, und längst am Ziele angelangt
ist, während die Theoretiker alt werden. Schließlich der glühende und mitreißende Arbeitseifer,
wenn es auf der Bühne zum Klappen kommt, — wieder eine, wie mir Stmad selbst sagte, glück-
liche Eigentümlichkeit des Österreichers, der mit solchem Ernst nur beim irrealen Spiel dabei ist,
während er sich der sogenannten Realität des Lebensernstes gegenüber gerne spielerisch verhält.
Zum 50. Geburtstag Strnads wünsche ich mir, daß er mir seine Freundschaft erhalte und noch
recht viele Opern von mir mit den Bildern seiner Phantasie beglücken möge.

ERNST KRENEK.

„Stärker fühle ich an diesem Tage noch als sonst, wie tief ich Ihnen verbunden bin, wie
geschlossen Ihr Schaffen schon jetzt dasteht, das Wirklichkeit so wunderbar zum Traume wan-
delt, dem Zeit und Raum nicht Hemmung, sondern Steigerung bedeuten, und mit diesem Gedenken,
mit allen innigen Wünschen verknüpft sich die Hoffnung auf künftige gemeinsame Arbeit."

MAX REINHARDT.

Strnads phantasiereiches Können auf allen Gebieten der bildenden Kunst ist mit einem
genialen Erkennen des Augenblicks gepaart. Kein Wunder, daß ihm diese Begabung und die
geringen Baumöglichkeiten der Nachkriegszeit den Weg zum Theater gewiesen haben, wo er als
Architekt seinen Neigungen entsprechend wirken und frei und unbeschwert schöpferisch tätig
sein kann. Von hier aus geht nun elementar seine neue und große Befruchtung aus. Er hat durch
seine Arbeit dem Theater neue Wege gewiesen, indem er ihm über den toten Punkt hinweghalf,
als das alte Barocktheater zu erstarren drohte. Seine großen Erfolge beweisen, wie sehr das
Bühnenwesen auf den führenden Architekten gewartet hat, der ein neues geistiges Band schafft,
indem er durch sein Wirken die abgerissene Überlieferung unseres Theaters weiterführt und
mit der Selbstverständlichkeit seines Wesens influenziert.

Jede neue Arbeit von ihm zeigt klar, wie sehr die Schlaffheit des Herkömmlichen dem
Gefühl der Epoche und der Teilnahme an der Gesamt-Entwicklung unserer Zeit gewichen ist
und wie sehr er auf dem Theater Soziales und Künstlerisches zu einem neuen problematischen
Begriff formt. Sein Wirken geht hier weit über die eigentliche Aufgabe hinaus, indem er durch
seinen Einfluß auf die räumliche und damit geistige Gestaltung des Spielens die Art zu sehen
und zu erleben zeitgerecht geändert hat. HUGO GORGE

Oskar Strnad ist ein Dichter der Szene. Seine Kunst fließt aus einem Herzen, das Welt
und Leben in all ihren Strebungen und Strömungen mitempfindet. Darum versteht sie auch das
Heimlichste und Unausgesprochenste des Dramas und bringt die sieghafte Kraft auf, ihm leben-
digste Gestalt zu geben, in Form und Farbe mitzudichten. Strnad gehört zu den Berufenen und
Auserwählten, denen es gelungen ist, die Ausstattung zu einem bedeutsamen Organ des Theaters
zu erheben, ohne Werk und Darstellung zu bedrücken, im Gegenteil, die Ausdrucksgewalt ihres
seelischen, ihres geistigen Gehaltes zu klären, zu erhöhen, aller Rätselschleier zu entkleiden.

Dr. RUDOLF BEER.

Ich freue mich, Oskar Strnads fünfzigsten Geburtstag zur Gelegenheit nehmen zu können,
um meiner Hochschätzung für diesen großen Künstler Ausdruck zu geben.

Ganz einzigartig diese Mischung von strömender Phantasie und den Gegebenheiten sich
anpassender, sie weise ausnutzender Bühnen-Praktik; von schöpferischer Raumgestaltung als
leitendem Gesetz seines Wirkens mit reichster Farbigkeit; von Strenge und Männlichkeit mit
Schönheit und Süßigkeit; von Tiefe mit Leichtigkeit. Seine Dekorationen, seine Kostüme sind
in erster Linie dramatisch wirksam, in zweiter bildnerisch bedeutend und, in der Oper, von der
Musik erfüllt. Dem Reichtum der unzähligen Stilarten entspricht seine grenzenlose Fähigkeit
der Einfühlung. In Oskar Strnad scheinen mir die beiden Hauptforderungen an den Künstler
erfüllt: Reichtum und Intensität. BRUNO WALTER
 
Annotationen