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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 65.1929-1930

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Michel, Wilhelm: Ein Wochenendhaus an der Donau
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https://doi.org/10.11588/diglit.9252#0279

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EIN WOCHENENDHAUS AN DER DONAU

Die Wiener Architekten Karl Hofmann und
Felix Augenfeld sind schon öfters mit
höchst reizvollen Lösungen ausgesprochener
Klein-Aufgaben hervorgetreten; und es scheint
ihre besondere Begabung zu sein, feine, ge-
pflegte Wohnform unter engsten Bedingungen
zu verwirklichen. Das Frische, das Unmittel-
bare ihrer Gedanken spricht auch in diesem
Wochenendhaus lebhaft an. Es ist als ständiges
Sommerquartier für ein tagsüber in der Stadt
beschäftigtes Ehepaar gedacht. Ein Rost von
Betonpfählen hebt das reizvolle hölzerne Nest
leicht über dem Augelände in Schwebe. Der
mächtige Strom fließt breit und ruhig zwischen
dem Silber und Graugrün alter Weiden vor-
über. Ausblick auf die belebte Wasserfläche
und die weitgeschwungenen Hügellinien des
jenseitigen Ufers zu gewinnen, war das Haupt-
interesse des kleinen Bauwerkes.

Auf allerkleinster Fläche ist hier das Not-
wendigste beisammen. Das ganze Innere nimmt
ein einziger Raum ein, von dem nur ein schmaler
Streifen weggenommen ist, um die Abteilung
einer winzigen Küche (1,40 zu 1,20 m), eines

Vorraums und eines Waschraums zu ermög-
lichen. Der Fensterseite gegenüber liegt die
Bettwand, in der Mitte geteilt durch zwei fest
eingebaute Schränke. Dadurch entstehen zwei
Bettnischen, die im Gegensatz zu den weißen
Wänden und Decken des Hauptraums mit
dunklen Sperrholzplatten vertäfelt sind. Eine
gepolsterte Bank mit Tisch und Stühlen davor,
ein kleines Bücherregal, ein Klapptisch vor dem
Eckfenster der Schmalwand zum Schreiben,
ein Büfett — das ist'das ganze Mobiliar. Die
Bettnischen sind durch leichte Portieren gegen
den Hauptraum abschließbar. Ein großer Vorteil
dieses ganzen Arrangements liegt darin, daß
trotz der äußerst knappen Gesamtbodenfläche
doch ein schöner großer Raumeindruck zur
Verfü gung steht. Der Wohnraum mißt 6,10 auf
4,32 m und reicht also völlig aus, um die Be-
wohner nicht durch Enge zu belasten. Hellgrün
und orange sind die Farben der Gewebe, die
sich freundlich zum Weiß der Wände stellen.
Weiß sind auch die Gesimse und Geländer,
und ihre Querlinien durchkreuzen fein und hell r
das Laubwerk des Uferwäldchens.....w. m. ■*

XXXIII. Januar 1930. 6'
 
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