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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 65.1929-1930

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Rochowanski, Leopold W.: Ladeneinrichtungen von Josef Hoffmann
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https://doi.org/10.11588/diglit.9252#0341

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PROFESSOR DR. JOS. HÖCKMANN

LADENEINRICHTUNGEN

Drei Phrasierungen des Themas „Geschäft",
komponiert von Professor Josef Hoffmann.
Ein Laden für die Geschmacksnerven des
Gaumens, ein Laden für den Gehörsinn und
einer für den Schönheitssinn der Augen. Ob-
wohl sich die drei an ganz verschiedene Emp-
fangsstationen wenden, geschieht die Aufnahme
bei allen doch zuerst durch die Augen. Durch
diese tritt der Reiz des Ladens ins Bewußtsein.
Der Art und Weise dieser Reizauslösung fällt
es zu, eine ganz bestimmte Befriedigung zu sig-
nalisieren, also gleichsam in gleicher Sekunde
eine Umschaltung im Sinnesapparat vorzuneh-
men. In der Sicherheit und zugleich in der
Stärke dieser Einwirkung vermag sich auch die
Sicherheit des Architekten auszusprechen.

In den Schaufenstern der Confiserie helle
lichte Farben, die mit den vielen Farben der
Packungen ein tönendes Bukett geben, in ihrer
Fülle durch die glücklich gestuften Ständer und
Geräte noch erhöht. Im Innern des Ladens
wunderbare Ordnung und zugleich der Ein-
druck der vollkommenen Sauberkeit und Staub-
freiheit. Selbst der Packtisch ist so konstruiert,
daß jedes Durcheinander vermieden wird. . . .

»SCHRANK FÜR DAMENPUTZ S. 33(i«

VON JOSEF HOFFMANN

Der Grammophonladen ist ein Miniatur-
salon, ringsum Holz, weiche Sesseln, betonte
Wohligkeit, schwingende Wärme. Die Tische
mit besonderer Berücksichtigung von akusti-
scher Höchstausnützung.

Im Modegeschäft der Eindruck eines un-
fehlbaren Geschmackes, der hier zuhause sein
muß, dabei eine Fröhlichkeit, die die Notwen-
digkeit eines Geldbeutels im ersten entschei-
denden Augenblick, im Augenblick des Ent-
schlusses einzutreten, nahezu vergessen läßt.
Dabei eine Vornehmheit, die sich gegen nie-
mand abweisend verhält, ohne irgendwie mit
einem Akzent in Jargon zu verfallen. Das ist
bei solchen Räumen sehr beachtenswert.

Bei den beiden zuerst genannten Läden
kommt noch eine wichtige Erkenntnis hinzu.
Man setzt sich nicht in einem Gesellschaftsraum,
in dem die verschiedensten persönlichsten An-
gelegenheiten ausgesprochen und besprochen
werden, an einen ernsten langen Tisch. Hoff-
manns Geschäftsläden sind gesellschaftlich kom-
poniert, keine Trennung zwischen den zwei
Partnern Käufer und Verkäufer, ganz nahe dis-
krete Auseinandersetzungsmöglichkeit, man
 
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