Kampf ums -»Flache Dach« im 18. Jahrhundert
prof. f. a.b. »leinenvelours«
vereinigte werkstätten a.g.
Zisterne, die das Regenwasser sammelt, sodaß
es in einer Wasserleitung durch alle Räume
des Hauses geführt werden kann. Die „Altane",
wie das Flachdach dort bezeichnet wird — üb-
rigens sehr richtig bezeichnet wird — kann als
Observatorium benutzt werden, überhaupt als
Studierraum für Gelehrte, denn dort oben ist
es ruhig. Sie kann als reizvoller Dachgarten
Verwendung finden. Will der Hausbesitzer auf-
stocken , so braucht er keinen teuern Dach-
umbau vorzunehmen. Und schließlich: wie
bequem kann sich der Hausvater dorthin zurück-
ziehen vor den Redeflüssen des zänkischen
Weibes. Dann werden die Gegenargumente
entwaffnet als da sind die Verteuerung der Ein-
deckung —: sie braucht keineswegs aus dem
teuern Kupfer zu sein — , die Ungunst des
Klimas — : sie wird durch geeignete technische
Maßnahmen verringert —, die Möglichkeit der
Spionage in die Nachbarhäuser hinein —: sie
ist vom Steildach aus ebenso möglich! —
Aber das Interessanteste der kleinen Schrift ist
doch die technische Anweisung, wie eine solche
flache Abdeckung des Hauses am besten durch-
geführt werden könne. Marperger preist die
Methoden des Dresdner Hofmechanikus Gärt-
ner an, der durch sinnreiche Balkenlagerung
und deren Überziehung mit einer Teerschicht
jedes Eindringen von Feuchtigkeit ins Haus-
innere vermeidet. Man muß die ausführlichen
Erörterungen der vorgeschlagenen Methoden
selbst durchlesen: man wird erstaunt sein, wie
tüchtig diese eisenbetonlosen Techniker des
18. Jahrhunderts waren. Beidseitige Abschräg-
ung nach der Mitte zu, wo eine Rinne das Regen-
wasser abführen kann, wird schon dort emp-
fohlen. Kurz und gut: man liest das Ganze wie
eine aktuelle Kampfschrift. Man findet es also
nur angebracht, wenn dieses temperamentvolle
Büchlein heute wieder herausgebracht wird.
Friedrich Bock gibt in Gemeinschaft mit dem
Kunsthistoriker Georg Gustav Wieszner eine
„Schriftenreihe für moderne Probleme" heraus:
„Der Keil" (im Verlag Ernst Frommann & Sohn,
Nürnberg), als deren erstes Bändchen dieser
Vorstoß für das Flache Dach aus dem 18.
Jahrhundert erscheint.....dr. oskar schürer.
★
Auch unsere Zeit kann nicht umhin, selbst
k. wider ihr Wollen und Wissen Kunst zu
erzeugen. Denn unter Kunst verstehen wir
nicht nur den schöpferischen Willen des einzel-
nen, sondern auch den Gestaltungstrieb der
Gemeinschaft; sie ist nicht nur der allerper-
sönlichste Ausdruck, sondern auch die allerun-
persönlichste Sprache......... hans tiet/.e.
prof. f. a.b. »leinenvelours«
vereinigte werkstätten a.g.
Zisterne, die das Regenwasser sammelt, sodaß
es in einer Wasserleitung durch alle Räume
des Hauses geführt werden kann. Die „Altane",
wie das Flachdach dort bezeichnet wird — üb-
rigens sehr richtig bezeichnet wird — kann als
Observatorium benutzt werden, überhaupt als
Studierraum für Gelehrte, denn dort oben ist
es ruhig. Sie kann als reizvoller Dachgarten
Verwendung finden. Will der Hausbesitzer auf-
stocken , so braucht er keinen teuern Dach-
umbau vorzunehmen. Und schließlich: wie
bequem kann sich der Hausvater dorthin zurück-
ziehen vor den Redeflüssen des zänkischen
Weibes. Dann werden die Gegenargumente
entwaffnet als da sind die Verteuerung der Ein-
deckung —: sie braucht keineswegs aus dem
teuern Kupfer zu sein — , die Ungunst des
Klimas — : sie wird durch geeignete technische
Maßnahmen verringert —, die Möglichkeit der
Spionage in die Nachbarhäuser hinein —: sie
ist vom Steildach aus ebenso möglich! —
Aber das Interessanteste der kleinen Schrift ist
doch die technische Anweisung, wie eine solche
flache Abdeckung des Hauses am besten durch-
geführt werden könne. Marperger preist die
Methoden des Dresdner Hofmechanikus Gärt-
ner an, der durch sinnreiche Balkenlagerung
und deren Überziehung mit einer Teerschicht
jedes Eindringen von Feuchtigkeit ins Haus-
innere vermeidet. Man muß die ausführlichen
Erörterungen der vorgeschlagenen Methoden
selbst durchlesen: man wird erstaunt sein, wie
tüchtig diese eisenbetonlosen Techniker des
18. Jahrhunderts waren. Beidseitige Abschräg-
ung nach der Mitte zu, wo eine Rinne das Regen-
wasser abführen kann, wird schon dort emp-
fohlen. Kurz und gut: man liest das Ganze wie
eine aktuelle Kampfschrift. Man findet es also
nur angebracht, wenn dieses temperamentvolle
Büchlein heute wieder herausgebracht wird.
Friedrich Bock gibt in Gemeinschaft mit dem
Kunsthistoriker Georg Gustav Wieszner eine
„Schriftenreihe für moderne Probleme" heraus:
„Der Keil" (im Verlag Ernst Frommann & Sohn,
Nürnberg), als deren erstes Bändchen dieser
Vorstoß für das Flache Dach aus dem 18.
Jahrhundert erscheint.....dr. oskar schürer.
★
Auch unsere Zeit kann nicht umhin, selbst
k. wider ihr Wollen und Wissen Kunst zu
erzeugen. Denn unter Kunst verstehen wir
nicht nur den schöpferischen Willen des einzel-
nen, sondern auch den Gestaltungstrieb der
Gemeinschaft; sie ist nicht nur der allerper-
sönlichste Ausdruck, sondern auch die allerun-
persönlichste Sprache......... hans tiet/.e.