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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 65.1929-1930

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Neue Arbeiten in Metall und Glas der württembergischen Metallwarenfabrik Geislingen-Steige
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https://doi.org/10.11588/diglit.9252#0361

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KELLER, BREUHAUS, GOLDSCHMIED RIEGER

»ISORA-EDELPATINA-GEGENSTANDE«

NEUE ARBEITEN IN METALL UND GLAS

DER WÜRTTEMBERGISCHEN METALLWARENFABRIK GEISLINGEN-ST EIGE

Die meisten Arbeiten der Württembergischen
Metallwarenfabrik Geislingen stellen ver-
schiedene neue oder neu gefundene Techniken
in den Dienst des Kleinkunstgewerbes. Es sind
dies Techniken, mit deren Hilfe Edelmetalle
und Kristalle echt gefärbt werden, d. h. nicht
so, daß die Farben aufgetragen, sondern dem
Material organisch einverleibt werden und eine
unzerstörbare, chemische Bindung mit ihm ein-
gehen. Beim Ikora-Edelmetall der Württem-
bergischen Metallwarenfabrik handelt es sich
um eine echte (also mit chemischer Veränderung
der Metallmasse einhergehende) Patinierung im
Scharffeuer. Das Ikora - Kristall ist ein viel-
farbig inkrustiertes Kristallglas, bei dem die
farbgebenden Materien ebenfalls dem Glas-
körper durch Hitzeeinwirkung chemisch einge-
lagert sind. Das Myra - Kristall schließlich ist
ein Edelglas, dessen Grundmaterial mit einer
auf Silber erzeugten irisierenden Schicht über-
zogen ist. DieseTechnikengeben dem gestalten-
den Künstler in bezug auf Farben- und Linien-
wirkungen eine bisher kaum geahnte Freiheit.

Die Möglichkeit prächtiger Effekte ist vorhan-
den, und es ist rühmend anzuerkennen, daß die
Württembergische Metallwarenfabrik Wert da-
rauf gelegt hat, nur namhafte Künstler mit der
Auswertung dieserneuentdeckten Verfahren, die
eine gewisse Verführung zum Mißbrauch in sich
enthalten, zu betrauen. Man bemerkt unter
diesen künstlerischen Mitarbeitern Männer wie
Paul Haustein, Goldschmied Rieger, Architekt
Paul Keller, Eugen Blumentritt, Karl Holzinger,
Eugen Meyer, J. W. Fehrle, nicht zu vergessen
die künstlerische Hauptstütze dieses neuen
Fabrikationszweiges, Fritz August Breuhaus,
dessen Formen am klarsten die besonnene und
doch schwungvolle „neue Linie" aufweisen. Er
verwendet bei seinen Lichtträgern die Farbe
vielleicht am vorsichtigsten von allen betei-
ligten Künstlern, doch weiß er sie vortrefflich
zum Metallton zu stimmen.

Die Abbildungen geben einen Begriff von
den Formen der Objekte und der ornamentalen
Linienführung. Die Originale zeigen Farben,
deren satten, edlenTon man bewundern muß. k.

XXXIII. Fobruar 1930. 8*
 
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